Sonntag, 25. August 2013

Der Berg ruft (1)

Silke, eine Freundin von uns, gönnt sich gerade so etwas wie eine Auszeit und verbringt den Sommer auf dem Prinz Luitpold Haus im Allgäu.

Keine Frage, dass wir sie dort oben in luftigen 1846m Höhe einmal besuchen mussten. Lange geplant, gestern war es soweit, auch wenn die Wettervorhersage nicht nur Sonnenschein versprach. Zu dritt haben wir uns mit der Andi an den Aufstieg gewagt. Von Hinterstein bis zum "Giebelhaus" (1087m) gab es noch einen Bus, der uns die ersten 10km Wegstrecke deutlich erleichert hat.

Auf dem Hinweg hatten wir gutes Wetter, perfekt zum Wandern. Geflucht habe ich trotzdem schon: oh mein Gott, wie soll ich morgen da bloß wieder runterkommen? Kurz nach Ankunft an der Hütte kam der Regen. Und er blieb. Abends eine kurze Pause für einen perfekten Sonnenuntergang und leuchtende Berge. Dann hat's weitergeregnet. Die ganze Nacht. Wir haben schon Pläne geschmiedet, wie wir den Berg wieder runterkommen sollen. Ein gewisses Surfbrett hat dabei eine ziemlich entscheidende Rolle gespielt. Aber bei leckerem Hirschgulasch und Kässpatzn, ausreichend Bier und nettem Hüttenpersonal, konnten wir diese "Sorgen" erst einmal ausblenden. Und überhaupt: ohne Handyempfang und Internet war es ziemlich einfach auch in der Kürze der Zeit dort oben ein wenig runter zu kommen.
 
Heute Mittag haben wir beschlossen, der Regen kann uns mal, wir gehen jetzt los. Unglaublich, welche Wassermassen den Berg runterfließen, Wasserläufe an Stellen, an denen gestern noch nicht an Wasser zu denken war. Schade, dass ich bei dem Regen meine Kamera nicht aus dem Rucksack kramen konnte und wollte. Netterweise hat mit Andi mit einem ihrer Wanderstöcke ausgestattet: der Abstieg war dadurch relativ leicht und ich fühlte mich ziemlich sicher.

Unsere allererste Hüttenübernachtung haben wir sehr gut überstanden. Und weil's so schön war geht's nächste Woche gleich auf die nächste Hütte. Dann auch mit eigenen Wanderstöcken, die werden jetzt so schnell wie möglich gekauft! 

Wer mehr Bilder vom (Aufstieg zum) Prinz Luitpold Haus sehen mag, dem sei Andis Blog sehr ans Herz gelegt: www.andiva.de.

Donnerstag, 15. August 2013

Urlaub auf dem Land (9) - "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!"

Nach ewigen Zeiten hat es Jan und mich mal wieder zu einem Großeinsatz auf den Acker verschlagen. Wenngleich es das Unkraut dieses Jahr sehr gut gemeint hat, war es doch an der Zeit mal wieder ein wenig unerwünschtes Grün zu beseitigen.

Nachdem Jan kürzlich (während ich mich mit 24 Jugendlichen in den Niederlanden rumgeschlagen habe) unsere drei Reihen Erbsen abgeerntet hat, konnte ich diesen Platz heute komplett umgraben und den Gurken, die unglaublich wachsen und einen immensen Ertrag abwerfen, Raum zur Entfaltung verschaffen.
Wirklich spannend waren aber erneut die Gespräche unserer Mit-Hobby-Landwirte. Einige Parzellen weiter sprach eine nicht mehr ganz junge Frau eine andere etwas jüngere Frau für alle anderen unüberhörbar an: "Finden Sie vor lauter Unkraut überhaupt noch etwas?" Könnt ihr auch die unausgesprochene Kritik hören?

Das Top-Thema des Jahres hat uns nach einem kurzen Kartoffelkäfer-Intermezzo aber wieder eingeholt! Die Rehe sind zurück und fressen unser Gemüse auf... Nachdem wir am Anfang der Saison von einer Reihe hinterlistiger Einbruchdiebstähle der benachbarten Rehe heimgesucht wurden, die besonders die grünen Pflanzen (vor allem Mangold, Salat und Bohnen) sehr zu schätzen wissen, hat man im Kollektiv beschlossen, den Zaun, der unseren Krautgarten umgibt zu erhöhen. Heute machte ein aufgebrachter Herr seine Runde und fragte auch uns nach erneuten rehbedingten Ernteeinbußen. Wir können glücklicherweise keine beklagen... Meinen Vorschlag bezüglich Selbstschussanlagen und Alligatorgräben hat er nicht mehr gehört oder auch nicht mehr hören wollen. Zum Glück kam kurze Zeit später die gute Seele des Ackers und gemeinsam haben die beiden Herren den Zaun erneut erhöht - unermüdlich im Kampf gegen die Rehe. Aber: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!"


Dienstag, 13. August 2013

Ein Wochenende in Hannover

Letztens Wochenende sind wir mal wieder ein bisschen durch Deutschland gereist. Unser Ziel: Hannover. Der Grund: vor drei Monaten bekam ich überraschend die Nachricht einer alten Freundin aus der Schule, sie werde heiraten.

Überraschend war es, weil ich fast alle Freunde aus dieser Zeit durch unseren Umzug nach München vor unzähligen Jahre so ziemlich aus den Augen verloren hatte. Die meisten hatte ich auf meiner eigenen Hochzeit vor nun auch schon mehr als fünf Jahren zuletzt gesehen.

Kurze Zeit später kam die Nachricht meiner Schwester, ihr Sohn - mein Patenkind - werde eingeschult. Wie es der Zufall will fand beides am selben Tag statt. Also zwei gute Gründe, in die Heimat zu fahren.

Am Freitag Abend haben wir uns noch ganz spontan bei meinem Onkel und meiner Tante zum Grillen eingeladen und durften ihre kleine Tochter auf dem Original-Mini-BobbyCar durch den Garten schieben. Schön, dass sie so spontan Zeit hatten und wir vorbeikommen konnten!

Der Samstag begann dann mit der Einschulung. Uralte Erinnerungen wurden wach. Mein Neffe geht auf dieselbe Grundschule, auf der ich schon 1987 eingeschult wurde. Nach meiner Mutter, mir und meinen beiden nächstjüngeren Geschwistern ist mein Neffe nun die dritte Generation unserer Familie an dieser Schule. Damals, als ich und meine Geschwister in die Schule kamen, gab es immer ein ganz spezielles Ritual: Mein Opa musste von jedem Kind ein Bild mit Schultüte und Ranzen vor dem Schild neben der Eingangstür der Schule machen. Dieses Bild wurde innerhalb von fünf Jahren dreimal aufgenommen: immer exakt die selbe Position, nur der Hauptdarsteller war jeweils ein anderer. Und so musste ich auch von meinem Neffen das traditionelle Bild machen. Ich glaube, meinem Opa hätte es gefallen...


Im Anschluss sind wir nach Ronnenberg gefahren. Kerstin und Marco hatten sich bereits mittags im Standesamt das Ja-Wort gegeben, nachmittags sollte die feierliche Zeremonie stattfinden. Also hatten wir noch genug Zeit uns für Braut und Bräutigam herauszuputzen. Die Freude meine Freunde von damals wieder zu sehen war immens! Die Zeremonie selbst war etwas Besonderes: die beiden haben uns an ihrem buddhistischen Glauben teilhaben lassen, haben aus dem Lotus Sutra rezitiert und sich beim "San san kudo", einer traditionellen Hochzeitszeremonie, bei der abwechselnd dreimal aus drei verschieden großen Schalen Sake getrunken wird, symbolisch ihr Glück größer werden lassen. Überhaupt war die Symbolik der Zeremonie sehr schön, auch wenn man als "Außenstehender" nicht alle Worte verstanden hat. Sollte ich irgend etwas Inhaltliches falsch wieder gegeben haben, möge man mir bitte verzeihen.


Die anschließende Feier war sehr schön, das Essen sehr gut, die Stimmung ausgelassen, die Getränke reichlich und die folgende Nacht - wie könnte es anders sein - viel zu kurz, denn am Sonntag mussten wir schon wieder zurück nach Hause.

Meinem Neffen wünsche ich eine ganz tolle Schulzeit (so lange sie noch toll ist). Kerstin und Marco wünsche ich eine fantastische Ehe, und jetzt erst einmal eine unvergessliche Hochzeitsreise. Mir selbst wünsche ich, dass es dieses Mal keine fünf Jahre dauert, bis ich meine Freunde aus Schultagen wiedersehe!

Mittwoch, 7. August 2013

Im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit

Einmal im Jahr überkommt es mich. Jedes bin ich in den Sommerferien mit für eine Woche mit meiner alten Kirchengemeinde aus Hannover unterwegs.

Angefangen hat es vor 15 Jahren mit einer Kinderfreizeit für Kinder von 7-11 Jahren, später kamen Jugendfreizeiten für Kinder von 12-16 Jahren dazu. Inzwischen sind viele Jahre vergangen und wegen der Vorbereitung und Planung sowie der großen Distanz zwischen Hannover und München mache ich seit 2007 nur noch die Jugendfreizeiten mit. Eines vorweg: Wir machen keine Zeltlager! Wir haben immer ein (Selbstversorger-)Haus mit festem Dach über dem Kopf und einer mehr oder weniger guten Ausstattung.


Dieses Jahr sind wir nach Veere gefahren. Veere ist ein kleiner netter Ort in der Region Walcheren, Provinz Seeland in den Niederlanden. Der Anbieter versprach ein wunderschönes Haus mit eigenem Badestrand... Immerhin den Badesteg hatten wir, ebenso wie flaches, steiniges Wasser, scharfe Muscheln und unzählige aufgeschnittene, blutende Kinderfüße...

Abgesehen davon haben wir meistens eine gute Zeit dort verbracht. Die Not der Hausaustattung macht jedes Jahr aufs Neue erfinderisch und so habe ich es zum Beispiel geschafft für 30 Personen mit 4 Pfannen Pfannkuchen zu machen und diese auch ohne Backofen warm zu halten.

Unsere Freizeiten sind christlich geprägt und haben immer ein spezielles Thema, mit dem wir während der Woche mit den Kindern und Jugendlich "arbeiten". Das Thema findet sich in den Tagesstarts, kurzen Impulsen am Morgen, die zum Nachdenken anregen sollen, in den Abendrunden, in denen nicht nur der Tag sondern auch die eigene Person reflektiert wird und in zwei Themeneinheiten wieder, in denen unsere Teilnehmer zumeist in Kleingruppen etwas zum jeweiligen Thema erarbeiten. Aber auch unsere Spielaktionen versuchen wir immer auf das Thema abzustimmen und anzupassen. Dieses Jahr war unsere Überschrift "CSI Jerusalem", es ging um menschliche Abgründe.

Zwischendrin kommt die Freizeit aber nicht zu kurz. Dieses Mal haben wir uns an zwei aufeinander folgenden Tagen Fahrrädern geliehen und haben die Gegend erkundet. Wenngleich Fahrradtouren mit 30 Personen immer ein größeres Unterfangen sind, haben sich die Ziele gelohnt: am ersten Tag haben wir uns auf den Weg nach Middelburg gemacht, der größten Stadt der Halbinsel, am zweiten Tag sind wir an die Nordsee gefahren und haben einen traumhaften Strand entdeckt. Auf der Rücktour haben wir in Vrouwenpolder angehalten, wo wir Betreuer uns bei Kaffee und Kuchen von den Kindern erholt haben.




Auch einen Tagesausflug mit der Bahn nach Rotterdam haben wir unternommen. Rückblickend muss ich sagen, dass Rotterdam nicht in die Liste meiner Lieblingsstädte aufgenommen wird. Der Hafen wäre sicherlich noch einmal sehr interessant geworden, dorthin haben wir es aber leider nicht geschafft.



Insgesamt war ich am Samstag doch ein wenig froh wieder zu Hause zu sein. Chronischer Schlafmangel gehört zu so einer Freizeit dazu aber auch unser fantastisches Betreuerteam, dass sich inzwischen seit Jahren kennt und sehr konstant ist konnte nicht so ganz darüber hinweg blicken lassen, dass wir dieses Jahr eine - aus meiner Sicht - recht anstrengende Kombination von Kindern dabei hatten. Ich möchte sogar behaupten, dass es von Teilnehmerseite her die anstrengendste Freizeit war, die ich in 15 Jahren mitbetreut habe. Ob ich nächstes Jahr wieder dabei sein werde steht momentan noch in den Sternen... Es bleibt abzuwarten, was der Zeitplan meiner Fachweiterbildung dazu sagt!