Sonntag, 19. Oktober 2014

Indian Summer (17) - Von schmerzenden Füßen und Fernsehlügen

So, der Urlaub ist nun wirklich zu Ende. Wir sitzen am Flughafen, trinken unsere Abschieds-Dr. Pepper und warten darauf, dass in einer Dreiviertelstunde das Boarding beginnt.

Wir sind diesen Tag irgendwie falsch angegangen. Ohne einen richtigen Plan sind wir losgezogen, alle noch ausstehenden Routen abzulaufen um alles Wichtige gesehen zu haben. Und so kam es, dass ich ab der späten Mittagszeit eigentlich nicht mehr so richtig Lust hatte zu laufen.


Angefangen haben wir mit dem letzten Teil des Freedom Trail, den wir gestern nicht mehr geschafft haben. Die nächste Station nach der Faneuil Hall ist das Old State aus dem 1776 die Unabhängigkeitserklärung verlesen wurde. Außerdem gab es hier mal ein Massaker, weil irgendwer irgendwen mit einer Muskete geschlagen hat. Egal, es war wohl blutig und ist ziemlich lange her. Vorbei an der Old South Meeting Hall, von wo aus die Boston Tea Party startete standen wir wieder unserem Hotel gegenüber an der Old City Hall. Der Weg führte noch an zwei alten Friedhöfen und diversen Kirchen vorbei, bis wir am Boston Common standen, einem Park der dem State Haus zu Füßen liegt. Dieser Teil des Parks wirkte auf uns nicht so richtig einladend, da er viele Obdachlose beherbergt.


Von dort aus sind wir einer Empfehlung unseres Concierges gefolgt und sind im Viertel Back Bay die Newbury Street hinuntergeschlendert. Das Viertel kennzeichnet sich durch den so genannten Second Empire-Stil: kleine, viergeschossige Reihenhäuser, hübsch anzuschauen. Sie beherbergen heute viele bekannte Geschäfte, kleine Boutiquen und nett aussehende Restaurants. An der Massachusetts Avenue sind wir umgekehrt und über die Boylston Street bis zum Copley Square zurückgelaufen. Dort befindet sich die National Library mit einem unglaublich idyllischen fast schon mediterranen Innenhof, sowie der Hancock Tower, der eigentlich der Hancock Versicherungsgruppe gehört, bei "Fringe" aber immer als FBI Building bezeichnet wird.


Von dort sind wir wieder einmal zum Charles River, haben aufs Wasser geschaut und Segler und Jogger beobachtet. Das ist fast so als hätte man selbst Sport gemacht. Das angrenzende Nobelviertel Beacon Hill haben wir natürlich auch nicht ausgelassen. Kleine hübsche Straßen und Gassen und überall Laternen. Insgesamt ist es uns ziemlich schwer gefallen, eine richtig schlimme Ecke in Boston zu finden. Boston hat uns wirklich sehr gefallen. Und jetzt muss ich mich beeilen, noch ein paar Bilder hochzuladen. Das Boarding müsste in Kürze beginnen. Wir sehen uns daheim!

Samstag, 18. Oktober 2014

Indian Summer (16) - Von klugen Köpfen und roten Fäden

Der letzte komplette Urlaubstag geht dem Ende entgegen. Und weil die Zeit drängt, haben wir heute ein mehr oder weniger straffes Programm hinter uns. Und Boston hat so viel zu bieten...

Angefangen hat unser Tag in Cambridge an der altehrwürdigen Harvard University. 1636 gegründet zählt sie bekanntermaßen zu den prestigeträchtigsten Unis der Welt. Für eine lächerliche Studiengebühr von 53.000 US-Dollar pro Jahr kann man sich in eine lange Liste berühmter Persönlichkeiten einreihen, die diese Uni hervorgebracht hat. Darunter sind 6 US-Präsidenten (auch der aktuelle), zahlreiche Nobelpreisträger und Persönlichkeiten wie Bill Gates, Marc Zuckerberg und Matt Damon. Wir waren natürlich nicht zu Studienzwecken dort sondern sind durch den Harvard Yard geschlendert, vorbei an alten Hörsälen, Studentenwohnheimen und alten Kirchen. Am Charles River haben wir Ruderer beobachtet, die dort tatsächlich in Scharen zu Gange sind. Das ganze Viertel, eigentlich eine eigene Kleinstadt für sich, wirkt schon sehr britisch. Und überall wimmelt es von jungen Leuten. Hätten die nicht eigentlich in irgendeiner Vorlesung sein müssen?


Am Nachmittag haben wir uns an die Boston Waterfront begeben. Von dort haben wir die Inner Harbor Line zum Charlestown Navy Yard genommen und haben auf der kurzen Fährfahrt einen wunderbaren Blick auf die Bostoner Skyline genossen. In Charlestown liegt die USS Constitution, das älteste noch im Dienst befindliche Kriegsschiff der USA. Sie wurde tatsächlich bereits 1797 in Dienst gestellt und hat so manche Schlacht gewonnen. Ursprünglich sollte sie Piratenschiffe im Mittelmeer bekämpfen, die gegen amerikanische Schiffe vorgingen. Nächstes Jahr kommt sie ins Trockendock und soll innerhalb von 3 Jahren renoviert. Für 217 Jahre sieht sie auf jeden Fall noch sehr gut aus.


Von dort aus sind wir weiter zum Bunker Hill Monument, einem Obelisken im ägyptischen Stil, der 1843 eingeweiht an die Schlacht von Bunker Hill 1775, die erste Schlacht im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, erinnern. Das 66 Meter hohe Monument kann über 294 Stufen erklommen werden. Haben wir natürlich gemacht. Nach oben hin wird die Wendeltreppe immer schmaler und die letzten Stufen scheinen unglaublich hoch zu sein. Und obwohl der Ausblick nur durch vier verkratzte Glasscheiben möglich ist, hat es sich doch auf jeden Fall gelohnt.


Das Bunker Hill Monument ist auch der Anfang - oder das Ende, je nachdem wie rum man läuft - des Freedom Trail, einem 4km langen Roten Faden durch Boston, der alle wichtigen historischen Orte miteinander verbindet. Und dem sind wir dann natürlich auch gefolgt. Vorbei am Copp's Hill Burying Ground, dem zweitältesten Friedhof Bostons von 1660, der Old North Church und dem Paul Revere House durch das Italienische Viertel bis zur Faneuil Hall. Ursprünglich war sie eine reine Markthalle. Auch heute noch finden in unmittelbarer Umgebung Märkte statt, im Inneren befinden sich im Erdgeschoss mal wieder, wie könnte es anders sein, Touri-Info und Souvenirshops. Weiter oben gibt es jedoch eine Meeting Hall, in der unter anderem JFK seine allerletzte Wahlkampfrede gehalten hat.


Wir haben den Freedom Trail an dieser Stelle für das Abendessen unterbrochen. Der Weg führt direkt an unserem Hotel vorbei und so können wir morgen problemlos den Rest ablaufen. Wir haben ja noch den ganzen Tag, bevor um 20:25 unser Flieger nach Hause geht.

Freitag, 17. Oktober 2014

Indian Summer (15) - Von gerichteten Hexen und neurotischen Anwälten

Die Wolken hängen tief über Salem. Es ist ein grauer, verregneter Tag. Ein perfekter Tag um ein paar unschuldige Menschen der Hexerei anzuklagen. Mehr durch Zufall sind wir bei der Lektüre unseres Reiseführers darauf gekommen, dass jenes berühmt berüchtigte Salem (B) nur wenige Meilen vor den Toren Bostons (C) liegt. Und weil wir in Glen (A) ziemlich früh losgekommen sind und sonst viel zu früh im Hotel gewesen wären, haben wir kurzerhand beschlossen dort Halt zu machen.


Wir hatten uns einiges versprochen von dieser Kleinstadt, die Ende des 17. Jahrhunderts traurige Berühmheit erlangt hat. Lange Zeit sollen die Stadtväter versucht haben, den Hexenjagd-Ruf loszuwerden. Irgendwann gaben sie auf und fügten sich ihrem Schicksal, machten gute Miene zu bösem Spiel und beschlossen letztendlich die Hexen-Vergangenheit kommerziell auszuschlachten. An jeder Ecke gibt es entweder einen Shop mit Hexen-Souvenirs und billigem Schrammel, ein Hexen-Museum oder irgendeine andere "Tourist-Attraction" - meistens alles auf einmal. Es lag auf dem Weg und war nett. Mehr aber auch nicht. Auf jeden Fall habe ich Lust bekommt, endlich mal Arthur Miller zu lesen.


Aus praktischen Gründen haben wir dann gleich unseren Mietwagen am Flughafen wieder abgegeben und sind mit der Bahn nach Boston reingefahren. Das Auto werden wir hier wegen unserer absolut zentralen Lage und horrenden Parkhauspreisen nicht mehr brauchen.


Wir haben heute nicht mehr viel gemacht, waren noch bei Macy's shoppen und anschließend in der Cheesecake Factory essen ("*knock, knock, knock* Penny"). Zwei Ziele musste ich heute aber unbedingt noch ansteuern. Es ist ungefähr 15 Jahre her, da gab es ein wöchentliches Ritual: Dienstag Abend, 22:00, VOX, "Ally McBeal" bei Freunden gucken. Wöchentlich wurde auf dem Schulhof besprochen "Ally bei mir?" Wer es nicht kennt, "Ally McBeal" war eine Serie über eine Gruppe von Anwälten, die alle irgendwie eine sympathische Macke hatten und Woche für Woche die kuriosesten Fälle vor Gericht brachten. Und eigentlich auch fast immer gewannen, dank Ally, ihrer Jugendliebe Billy, dessen Frau Georgia, den beiden Seniorpartnern John Cage und Richard Fish und natürlich der neugierigen Sekretärin Elaine. Fishismen, Neurosen und Hymnen haben uns Woche für Woche begleitet. Und obwohl die Serie in Boston spielte, gibt es wie so oft, kaum reale Außendrehorte. Wir haben beide besucht. In der Beacon Street 14 befindet sich das Gebäude, in dem Cage und Fish angeblich ihre Kanzlei haben. Leider konnten wir dort nicht hinein, obwohl es wohl einen Hinweis auf Ally auf dem Raumwegweiser geben soll. Der andere Außendrehort ist das John Adams Court House, das sowohl in der Serie als auch im wahren Leben ein Gerichtsgebäude ist.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Indian Summer (14) - Von starken Winden und edlen Schuppen

Um den Gipfel des Mount Washington ("B" in der Karte) zu erreichen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ganz sportliche Menschen können natürlich hochwandern. Wir hatten uns eigentlich auch schon eine Tour ausgesucht. Hatten. Eigentlich. Es gibt da aber auch die Mount Washington Auto Road. Das ist eine gebührenpflichtige Straße, mit deren Bau 1853 begonnen wurde. 1861 war sie fertiggestellt und existiert bis heute unverändert, mit dem Unterschied, dass man heute nicht mehr mit Pferdewagen hochfährt. Die 1400 Höhenmeter werden auf einer Strecke von 8 Meilen (~12km) bewältigt, teilweise mit einem ziemlichen Abgrund neben dem Auto. Meine Höhenangst hat sich gefreut. Der ursprüngliche Plan war hoch zu wandern und mit der Mount Washington Cog Rail, der zweitsteilsten Zahnradbahn der Welt, wieder runter zu fahren. Es sah aber so aus, als wenn man nur Rundfahrten für die Bahn kaufen kann, bei denen man nur 20 Minuten Gipfelaufenthalt hat.



Es gab aber auch noch andere Gründe für unsere Umentscheidung. Der Mount Washington gilt offiziell als der Ort mit dem schlechtesten Wetter der Welt. Ein Temperaturunterschied von 40 Grad soll jederzeit möglich sein (wobei ich hoffe, dass sie Fahrenheit meinen), das Wetter kann innerhalb von Minuten umschlagen, 1934 wurde hier mit 231 Meilen/Stunde (370km/h) der stärkste Sturm der Welt aller Zeiten registriert, und außerdem herrscht auf dem Gipfel ein arktisches Klima, dass sonst nur 600km weiter nördlich anzutreffen ist. Viele gute Gründe, das Auto zu nehmen. Als wir unten losfuhren war der Gipfel noch gut zu sehen, oben angekommen lag er in den Wolken. Zum Glück haben wir lange genug gewartet um doch noch ein bisschen Ausblick zu haben.



Anschließend sind wir im großen Bogen um die White Mountains zum Mount Washington Resort (D) in Bretton Woods gefahren. Anfang des 20. Jahrunderts gab es hier unzählige Grandhotels, alle sind mit der Zeit abgebrannt. Bis auf dieses hier. Ein historisch bedeutender Ort, denn 1944 wurde hier der Internationale Währungsfonds ins Leben gerufen. Es soll wohl mit den Jahren ziemlich verfallen sein, aber seit den 90ern erstrahlt es in neuem, alten Glanz. Der Blick von der Terrasse auf die Presidential Range (der Mt. Washington und seine Nachbarberge, die ebenfalls nach Präsidenten benannt sind) ist atemberaubend. Ich hatte schon Panik, dass man uns in Jeans und T-Shirt gar nicht erst ins Hotel lässt, aber wir würden doch sehr freundlich bedient und haben auf der eben erwähnten Terrasse Kaffee und Brownie Sundae genossen.



Einen letzten Stop haben wir dann noch im Crawford Notch State Park (E) gemacht. Dort sind wir, um doch noch ein bisschen zu wandern, zu den Arethusa Falls gelaufen. Hier fällt der Saco River 60m tief und bildet damit den höchsten Wasserfall New Hampshires. Ich muss gestehen, dass ich die knapp 3 Meilen (4,5km) lange Wanderung nicht sehr genossen habe, zumal es zwischenzeitlich auch noch zu regnen begonnen hat. Irgendwie war es aber doch schön, weil hier die Laubfärbung mal wieder besonders intensiv war. Gestern haben wir übrigens im Radio gehört, dass wir momentan den schönsten Indian Summer seit 5 Jahren haben. Ich muss das so glauben. Aber stattgesehen habe ich mich auch noch lange nicht.


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Indian Summer (13) - Von idyllischen Hafenstädten und preiswertenSchuhen

"Live free or die", so lautet das Motto des Bundesstaates, in dem wir uns jetzt befinden. Richtig, wir haben heute Maine verlassen und sind jetzt in Glen, New Hampshire.


Auf dem Weg hierher haben wir uns zuerst an der Küste gehalten um einen kurzen Zwischenstopp in Camden (Maine) einzulegen. Die Kleinstadt wurde in unserem Reiseführer besonders angepriesen, vor allem wegen ihres Naturhafen, der der größte von - ach, ich hab keine Ahnung von was - sein soll. Auf jeden Fall liegen dort ständig riesige Windjammer und es soll ein Mekka der Segler sein. Besonders lohnend ist auch, und das können wir bestätigten, der Blick auf die Stadt vom Mount Battie aus, einem 264m hohen Berg im Camden Hills State Park. Der Ort ist recht hübsch, aber das war es dann auch. Uns persönlich fehlt hier immer irgendwie so etwas wie eine Uferpromenade.


Weiter ging es nach Glen. Genau genommen sind wir wohl irgendwo dahinter und auch unser Navi hatte große Schwierigkeiten uns hierher zu navigieren. Wir sind hier im Bernerhof Inn, einem 140 Jahre altem Haus, das ursprünglich mal Schweizern gehört hat. Generell gibt es hier viele Anspielungen auf eine alpenländische Vergangenheit: Im Nachbarort gibt es Straßen wie die "Karwendall Strasse", "Linderhoff Strasse" und die "Mittenwald Strasse". Ach ja, Glen liegt übrigens in den White Mountains, einem National Forest mit einigen Bergen. Der höchste von ihnen ist mit 1927m der Mount Washington. Und da wollen wir morgen rauf!

Einem glücklichen Zufall, in dem eine Marienkäferplage eine Rolle spielt, haben wir es zu verdanken, dass wir hier noch ein Zimmerupgrade bekommen haben. Vielleicht hat es aber auch noch andere Gründe. Jan ist fest davon überzeugt, dass der Inn-Besitzer ein Auge auf uns geworfen hat. Heute Abend waren wir noch shoppen und haben es ausgenutzt, dass New Hampshire keine Sales-Tax erhebt. Bei "Clarks", unserem Lieblings-Schuhladen, haben wir uns ordentlich eingedeckt und dank undurchschaubarer Rabatte mal wieder deutlich weniger bezahlt, als wir eigentlich angenommen hatten.

Dienstag, 14. Oktober 2014

Indian Summer (12) - Von schnellen Schiffen und donnernden Löchern

Wenn die Schäls verreisen, dann wird wenig dem Zufall überlassen. Während Jan öfters gerne mal spontan wäre, liebe ich es alles genau durchzuplanen. Mit der Planung für diesen Urlaub haben wir vor mehr als einem Dreivierteljahr begonnen. Bis Jan in die Planung einbezogen wird habe ich meistens schon eine relativ konkrete Vorstellung unserer Route. So war es auch dieses Mal. Am Ende hatten wir eine DIN A4-Seite mit einer Word-Tabelle, in der für jede Nacht unseres Urlaubs ein Hotel gebucht war, und in der interessante, mögliche Zwischenhalte sowie geplante Aktivitäten eingetragen sind. Und erstaunlicherweise hält sich auch dieses Mal das Wetter wieder einmal genau an unseren Plan, so dass wir heute, wie vor fast 10 Monaten geplant, bei bestem Wetter in Bar Harbor eine Whale Watching Tour machen konnten.


Dadurch fing unser Tag ziemlich entspannt an, denn die Tour sollte erst um 12:00 beginnen. Wir mussten allerdings schon etwas früher zum Boarding dort sein und haben auf dem Weg zum Pier noch ein bisschen des historischen Ortes, der auch tatsächlich schon fast 150 Jahre alt ist, zu Gesicht bekommen. Mit einem Katamaran sind wir auf der Suche nach Walen aufs offene Meer gefahren. Dreieinhalb Stunden und 100 Meilen später und ohne einen einzigen Wal gesehen zu haben, haben wir wieder am Pier angelegt. Schön war es trotzdem und - ich bin selbst ein wenig überrascht - ich bin nicht mal sauer oder enttäuscht keinen Wal gesehen zu haben. Die Reederei bietet aber eine Wal-Garantie und so könnten wir mit unserem Ticket von heute an innerhalb der nächsten drei Jahre noch einmal eine Tour mit denen machen. Wir haben kurzzeitig überlegt, ob wir uns morgen nochmal aufs Boot setzen, aber uns dann doch dagegen entschieden.


Danach mussten wir uns beim Afternoon Tea in unserem B&B erst einmal wieder richtig aufwärmen, denn trotz des fantastischen Wetters ist es auf dem Ozean irgendwann sehr kalt geworden. Um uns gebührend vom Acadia National Park zu verabschieden haben wir dann noch die Loop Road, die wir gestern vorzeitig abgebrochen haben, komplett befahren und all die Schönheiten, wie das "Thunder Hole", genossen. An dieser einen Stelle hat das Meer eine Grotte in den Granitfelsen gewaschen. Es klingt wie ein Donnerschlag, wenn die Wellen hineinschlagen und die Menschen, die dieses Soekatkel genießen, geduscht werden.


Morgen geht's weiter und wir sind sehr gespannt, ob unsere nächste Unterkunft noch traumhafter werden kann als diese hier. Die Möglichkeit besteht...

Montag, 13. Oktober 2014

Indian Summer (11) - Von fehlenden Gipfelkreuzen und festlichenKrustentieren

Ich glaube, wir haben heute die wirklich hübscheste Kleinstadt der USA gefunden. Ach ja, richtig, wir sind zurück in den Vereinigten Staaten. Von Fredericton aus sind wir heute Morgen zeitig aufgebrochen um gegen Mittag in unserem Etappenziel anzukommen. Wir sind jetzt in Maine, der nördlichste Bundesstaat an der Ostküste und der Inbegriff von Neu-England. Die nächsten zwei Tage verbringen wir in Bar Harbor auf der Mount Desert Island.


Bevor wir in unserem B&B einchecken konnten hatten wir noch ausreichend Zeit den Acadia National Park, der den größten Teil der Insel ausmacht, zu erkunden. Nachdem wir endlich das Visitor Center in Hulls Cove gefunden hatten (unser Navi war da nicht sehr hilfreich) wurde uns dort eine fantastische Wanderroute empfohlen. Es gibt eine Loop Road, die auf 27 Meilen Länge einmal durch den Park führt und an so ziemlich allen Highlights vorbeikommt. Wir sind auf dieser Straße bis "Sand Beach" gefahren und haben dort unser Auto stehen lassen. Nach einem kurzen Abstecher an den so ziemlich einzigen (oder sogar den einzigen, ich hab nicht ganz genau verstanden) Sandstrand in Maine, haben uns dem Mount Champlain zugewandt. Mit seinen 323m ist er einer der höchsten Berge der Region. Zuerst sind wir dem Bowl-Trail gefolgt, der uns zu einem höher gelegenem See geführt hat. Von dort ging der Aufstieg weiter über den South Ridge Trail. Mehrere Male dachten wir, wir hätten den Gipfel erreicht, aber immer wieder tauchte ein noch höherer "Gipfel" dahinter auf. Mit Gipfelkreuz wäre das nicht passiert. Nach dem Abstieg über den North Ridge Trail konnten wir mit einem kostenlosen Shuttlebus zu unserem Auto zurück fahren.


Danach sind wir nach Bar Harbor reingefahren. Unser Bed & Breakfast, das Primrose Inn, ist - wie es die Amerikaner sagen würden - absolutely lovely. Und auch der Ort selbst ist so kitschig, idyllisch schön, dass es fast wehtut. Ich meine das total ernst! Es gibt hier unzählige kleine Läden, die nicht nur Touri-Schrammel verkaufen. Die gibt es natürlich auch, aber daneben gibt es tolle Geschäfte mit handgearbeiteten Holzdingen aus Maine und mehrere (mindestens 2) Weihnachtsgeschäfte, in denen man ausnahmsweise keine Echten Erzgebirgs-Erzeugnisse bekommt, dafür aber Hummer in diversen Ausführungen als Baumbehang und dergleichen. Mit Hummer haben sie es hier auch, den gibt's hier an jeder Ecke. Ich hatte heute Abend welchen in meiner Seafood Noodle Bowl. Nächstes Wochenende ist die Saison hier vorüber. Dann macht hier alles dicht und die Leute ziehen nach Florida.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Indian Summer (10) - Von britischen Loyalisten und bayrischen Würsten

Ich hab es gestern schon angekündigt: Heute sind wir nach Kings Landing gefahren. Dabei handelt es sich natürlich nicht um die Hauptstadt der Sieben Königslande sondern um ein wirklich schönes Freilichtmuseum 30 Kilometer vor Fredericton direkt am St John River gelegen.


In Kings Landing hat man in den 1960er Jahren angefangen alte Gebäude, die einem Staudamm-Projekt weichen mussten, neu anzusiedeln und das Leben des 18. und 19. Jahrhunderts widerzuspiegeln. Wir konnten verschiedene Wohnhäuser besichtigen, in denen aus dem Leben einiger Familien aus der Region, die dem britischen Empire gegenüber wohlgesonnen waren, berichtet wurde. Außerdem gab es viele Händler und Handwerker denen man bei der Arbeit zuschauen konnte. Das Ganze wird mit Freiwilligen, die sich hier als Statisten betätigen so richtig lebendig.


Anders als in den USA, wo Thanksgiving erst in eineinhalb Monaten gefeiert wird (4. Donnerstag im November), ist hier bereits jetzt schon Thanksgiving (2. Montag im Oktober). Diesem Umstand hatten wir es zu verdanken, dass wir im Kings Head Inn ein unglaublich leckeres Thanksgiving-Dinner bekommen haben. So richtig mit Truthahn. Unser erstes Thanksgiving-Dinner überhaupt.


Bevor wir aber heute Morgen nach Kings Landing gefahren sind, waren wir noch kurz auf dem Boyce Farmers Market in der Innenstadt von Fredericton, der hier jeden Samstag Vormittag ist. Obwohl wir eigentlich gar nichts wollten - außer gucken - hat es uns dort hin gezogen. Diese Bauernmärkte mag ich ja schon sehr. Und auch dieser hat uns außerordentlich gut gefallen. Er wirkte irgendwie nicht so richtig professionell, aber ich glaube, genau das hat den besonderen Reiz ausgemacht. Vor allem war es schwierig, überhaupt einen Parkplatz zu finden. Es schien, als sei ganz Fredericton auf den Weg zum Farmers Market. Besonders die große Anzahl von Ständen, an denen deutsche Backwaren und "bavarian style sausages" angeboten wurden, hat uns sehr verblüfft.


Nach unserem Aufenthalt in Kings Landing waren wir noch einmal in Fredericton. Wir wollten Downtown erkunden. Den Weg am St. John River, der als "The Green" bekannt ist, haben wir wegen unspektakulär schnell wieder verlassen. Danach haben wir uns auf die King St. und die Queen St. begeben, aber auch die waren kaum spektakulärer. Außerdem hatten nahezu alle Läden geschlossen. Und das an einem Samstag Nachmittag gegen 5pm. Nun gut, es ist das Wochenende vor Thanksgiving.

Samstag, 11. Oktober 2014

Indian Summer (9) - Von Highways und Zeitreisen

In diesem Urlaub werden wir insgesamt etwas mehr als 2.100 Meilen (fast 3.400km) zurück gelegt haben. Gut ein Viertel dieser Strecke haben wir allein heute hinter uns gebracht.


Montreal haben wir schweren Herzens den Rücken gekehrt und sind auf der linken Uferseite des St. Lawrence Stroms bis Quebec City gefahren. Kurz vor Quebec haben wir noch einen kurzen Stop bei einer Érablière, einer Ahornfarm, eingelegt. Dort gab es zwar relativ wenig zu sehen, aber im Gift Shop könnten wir immerhin einen Ahornsirup käuflich erwerben.

Bei Quebec haben wir die Uferseite gewechselt und waren beeindruckt von den Ausmaßen diesen Stromes. "Fluss" ist an dieser Stelle einfach nur untertrieben. Und nach Quebec wird er immer noch breiter. Leider konnten wir nirgends für ein gutes Foto anhalten.

Zwischenzeitlich sind wir dem "Chemin du Roy", dem Königsweg, gefolgt oder sind parallel dazu gefahren. Wie passend, wenn man bedenkt, dass wir morgen nach Kings Landing wollen. Ob es da irgendeine Verbindung zu George R. R. Martins Game of Thrones gibt? Das müssen wir recherchieren...

Wir waren ziemlich überrascht, als wir festgestellt haben, dass unser momentaner Aufenthaltsort, Fredericton in New Brunswick, in einer anderen Zeitzone (Atlantic Time, GMT -4:00) liegt. Und so kamen wir "noch eine Stunde" später hier an als geplant. Unser Hotel bietet dafür aber für seine Gäste Waschmaschinen an. Da haben wir das schon mal erledigt, denn sonst hätten wir morgen noch einen Waschsalon aufsuchen müssen. Also bleibt für morgen genug Zeit um sowohl Kings Landing als auch die Innenstadt von Fredericton näher in Augenschein zu nehmen.


Freitag, 10. Oktober 2014

Indian Summer (8) - Von Knochenjägern und königlichen Bergen


Wisst ihr eigentlich, woher die Stadt Montreal ihren Namen hat? Wir schon. Und den Grund für den Namen haben wir heute Morgen erklommen. Montreal liegt nämlich am Fuße des "königlichen Bergs", des Mont-Royal. Im Jahre 1535 nämlich ließ sich der Entdecker Jacques Cartier von Indianern auf eben diesen 232m hohen Berg führen und war entzückt von der Schönheit der Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete. Fortan hieß der Berg Mount Royal, und die Stadt, die hier entstehen sollte, hatte ihren Namen weg. Der Berg ist ein wundervolles Erholungsgebiet mitten in der Stadt, ebenso wie der Central Park in New York. Wir hatten einen schönen Herbstspaziergang, haben viele unglaublich niedliche Eichhörnchen gesehen, konnten eine grandiose Aussicht auf Montreal genießen und standen vor einem Wahrzeichen der Stadt: das (nachts beleuchtete) von weitem sichtbare Kreuz auf dem Gipfel.


Zuvor waren wir noch in der Basilique Oratoire Saint Joseph, der nach dem Petersdom in Rom zweitgrößten Kirche der Welt. Sie ist noch nicht einmal 100 Jahre alt und irgendwie anders als wir es erwartet hätten. Aber trotzdem schön. Es gibt moderne Kirchen, die sehr viel hässlicher sind.


Unser Weg führte uns weiter über das Gelände der McGill Universität, der ältesten Universität Kanadas. Vor einem kräftigen Regenschauer fliehend haben wir "Second Cup" entdeckt, eine Kaffee-Kette, die eine echte Alternative zu Starbucks ist. Nachdem der Regen vorbei und unsere Kaffeetassen leer waren haben wir uns wieder auf den Weg gemacht. Das nächste Ziel: Das Laboratoire des sciences judicaires et de médecine légale, kurz LSJML. Wer mich kennt, der weiß, dass ich Bücher mit Massenmördern und tollen Ermittlern liebe. Die Bücher von Kathy Reichs spielen zum Teil in Montreal und sowohl die Autorin selbst als auch ihre Hauptfigur führen an diesem Institut Ermittlungen als forensische Anthropologin durch. Leider war mir das Internet keine große Hilfe, als ich noch nach weiteren Schauplätzen gesucht habe.


Zwischenzeitlich könnten wir unseren Wagen frisch gewartet von der Autovermietung wieder abholen und haben dann auch gleich die Gelegenheit genutzt, in der Hotelbar unsere Freigetränk-Gutscheine einzulösen. Nach einem Bier und einem kanadischen Whiskey haben wir auf dem Weg zum Abendessen unsere Entdeckungstour in der "Altstadt", dem "Vieux Montreal" fortgesetzt.


Wenn es die anderen Viertel vorher noch nicht geschafft hatten, dann hat uns letztendlich dieses von der Schönheit Montreals überzeugt. Die Basilika Notre Dame (die wir nur noch von außen sehen konnten), der Place Jacques Cartier (das war der Typ vom Berg) mit dem Rathaus, der Alte Hafen am St. Lawrence Strom und der Bonsecour Market haben uns eindeutig in ihren Bann gezogen.


Fest steht: wir haben viel zu wenig Zeit in Montreal gehabt. Auch das ist ein Ziel, das wir irgendwann in der Zukunft noch einmal aufsuchen müssen. Morgen Früh geht's wieder auf den Highway. Eine lange Autofahrt liegt vor uns. Aber davon kann ich dann morgen berichten.


Donnerstag, 9. Oktober 2014

Indian Summer (7) - Von unerwarteten Begegnungen und unterirdischen Städten

On parle français maintenant... Wir sind in Montreal. Um hierher zu kommen mussten wir aber erst einmal eine Strecke von gut 550km hinter uns bringen.


Zuerst sind wir noch einmal durch den Algonquin Park gefahren, und was kann ich berichten: wir haben eine Elchkuh gesehen. Die stand da einfach so an Straßenrand und hat gegrast. Jetzt bin ich glücklich.


Auf dem Weg sind wir durch ein paar sehr nette Kleinstädte gekommen, hatten tolle Ausblicke auf tolle Landschaften und einige Staus in Ottawa und Montreal.

Von Montreal haben wir heute nicht mehr so richtig viel zu sehen bekommen. Das hat zwei Gründe: Direkt gegenüber unseres Hotels liegt eine Filiale von Dollar Rent a Car. Die haben wir aufgesucht, weil bei unserem Mietwagen seit zwei Tagen die Service-Lampe aufleuchtet. Morgen Früh können wir den Wagen dort abgeben und dann wird er komplett durchgecheckt und bekommt einen Ölwechsel.

Danach waren wir im Apple Store. Mein MacBook ist hinüber, die Tastatur jedenfalls. Die netten Mitarbeiter hätten mir sofort eine neue deutsche Tastatur bestellt, das dauert aber gut eine Woche. Also muss ich bis zu Hause warten. Den Blog schreib ich jetzt (ein wenig unkomfortabel) über Jans iPad...

Morgen machen wir Montreal unsicher! Eine Besonderheit haben wir heute aber schon entdeckt: RÉSO, die größte Untergrundstadt der Welt. Die meisten sind in München bestimmt schon mal vom Bahnhof durch den Karstadt unterirdisch bis in die Neuhauser Straße gelaufen. Das kann man hier in Montreal auf insgesamt 32km Länge. Man muss sich nur auskennen und wissen wo man hin will und an welcher Stelle man wieder an die Oberfläche muss. Shoppen bzw. "magasiner" wie die Frankokanadier sagen kann man da unten auch - haben wir aber noch nicht!


Mittwoch, 8. Oktober 2014

Indian Summer (6) - Von Pfadfindern und keinen Bären

Ich war gestern Abend ganz schön verzweifelt. Nachdem ich den Schock mit unserem Hotelzimmer-Kellerloch überwunden hatte und mein MacBook dann auch nur noch Großbuchstaben schrieb und ich es deshalb nicht mehr starten konnte war es mit mir erst einmal vorbei. Aber: neuer Tag, neues Glück! Und so sollte es werden.

Wie angekündigt sind wir heute Morgen in den Algonquin Provincial Park zum Wandern gefahren. Wir hatten vorher schon recherchiert und uns für den Mizzy Lake Trail entschieden. Es heißt, dieser Trail sei der Beste, wenn man Wildlife sehen möchte. Und genau das wollten wir ja. Zuerst mussten wir aber von unserem Hotel aus 45km in den Park hinein fahren.


Der Mizzy Lake Trail (die dritte pinkfarbene Markierung von links) ist mit seinen 10,8km Länge der längste Wanderweg im gesamten Park und gehört zu den 5 anspruchsvollsten. Er führt an 9 mehr oder weniger großen Seen vorbei, die teilweise miteinander verbunden sind. Immer wieder gibt es Biberdämme, die die Flussläufe aufgestaut haben und durch die einige dieser Seen entstanden sind. Wasser war ein sehr beherrschendes Element auf unserem Weg. Immer wieder - vom ersten bis zum letzten Schritt - kamen wir an der derart matschige Stellen, in denen wir nicht nur einmal eingesunken sind. Erinnert ihr euch an den Film "Stand by me"? Die Stelle, an der die vier Jungs durch den Wald laufen, kurz bevor sie in den See mit Blutegeln stürzen? Ungefähr so war es auch bei uns, nur nicht ganz so tief und ohne Blutegel (ich hab zumindest noch keinen entdeckt). Landschaftlich passt das übrigens auch ziemlich gut.


Auf dem Weg hätten wir Biber, Rehe, Elche, Bären, Schildkröten sowie diverse Vogelarten sehen können. Haben wir aber nicht. Natürlich nicht. Es wäre doch wirklich nicht zuviel verlangt gewesen einen Elch in einem der Seen schwimmen zu sehen, oder eine kleine Bärenfamilie. Aber dafür haben wir wenigstens sehr viele Streifenhörnchen gesehen, von denen zwei auch besonders zahm und/oder neugierig genug waren, dass sie sich von mir haben fotografieren lassen. Zwei Exemplare des Diademhähers haben wir auch gesehen, sowie eine Kröte und eine frische Wolfsfährte (haben wir erst im Hotel mit Hilfe des Internets herausbekommen). Also eigentlich gar nicht mal so schlecht.


Die meiste Zeit waren wir aber damit beschäftigt uns einen Weg zu suchen, der unsere Schuhe und Füße möglichst trocken lässt. Wie bei Super Mario, wo man über Löcher und Gräben springen und Hindernissen ausweichen muss. Nur dass wir keine Pilze hatten, die uns Superkräfte verliehen haben. Sechs Stunden später waren wir wieder am Auto. Die Tour hat uns sehr gut gefallen, auch wenn sie zeitweise ein wenig eintönig war. Das Farbenmeer des Ahorns ist aber absolut atemberaubend.


Im Hotel zurück haben wir noch eine kleine Überraschung erlebt. Unsere Zimmertür ließ sich wieder einmal nicht öffnen und so musste Jan zur Rezeption. Er kam mit neuen Schlüsseln zurück. Weil hier ab morgen gearbeitet werden soll durften wir umziehen und haben jetzt ein Zimmer mit Seeblick. Ich sag ja immer wieder: Alles wird gut! (Mein MacBook funktioniert übrigens auch wieder.)

Dienstag, 7. Oktober 2014

Indian Summer (5) - Von Shoppingwelten und Wildnis

So, jetzt wollen wir doch mal sehen, wer unsere Reise bisher gut verfolgt hat. Es gibt da eine Sache, die wir bisher jeden Tag gemacht haben. Und, wer weiß es? Richtig. Um es mit Robin Sparkles zu singen bzw. zu sagen: "Let's go to the mall!"

Auf dem Weg aus Toronto raus in den Norden haben wir in einer unglaublich großen Outlet Mall Halt gemacht. Und es hat sich gelohnt. Stunden später und mit vollen Tüten konnten wir unsere Autofahrt fortsetzen. Unser heutiges Ziel: das Hidden Valley Resort in der Nähe von Huntsville, Ontario.

Ich muss sagen, ich hatte mir etwas anderes vorgestellt, als ich unser Zimmer betrat. Im negativen Sinn. Und damit begann meine Laune sich in einer Abwärtsspirale zu bewegen. Eigentlich wollten wir dann noch ein bisschen wandern gehen. Zum Glück hatte auch grad der Regenschauer wieder aufgehört. Das Wandern haben wir dann sehr schnell aufgegeben, weil die Wege wirklich matschig und rutschig waren, und sind stattdessen nach Huntsville reingefahren. Es ist eine nette Kleinstadt mit einer "historischen" Downtown. Klingt spannender als es tatsächlich war, aber meine Laune hat sich doch schnell wieder erholt. Ach ja, heute waren wir bei Tim Horton's, der kanadischen Fast Food-Kette #1, essen. Man muss mal da gewesen sein. Das reicht dann aber auch.


Auf jeden Fall sind wir hier mitten in der Wildnis. Als wir unser Resort zum ersten Mal betraten, wurden wir fast von einem Streifenhörnchen (die gerade zu Jans neuesten Lieblingstieren werden) umgerannt. Und auch bei unserem Versuch zu wandern haben wir unzählige von denen gesehen und gehört, was die für unglaublich laute (vermutlich) Warngeräusche von sich geben. Ein Reh hat auch am Straßenrand darauf gewartet, dass wir es über die Straße lassen. Und dabei sind wir hier noch gut 25km vom Algonquin Nationalpark entfernt. Ich bin sehr gespannt, was uns dort alles begegnet. Ich will Bären sehen!

In wie weit ich in den nächsten Tagen schreiben und Bilder posten kann weiß ich noch nicht... Mein MacBook gibt gerade den Geist auf und wird in Montreal den Apple Store besuchen dürfen!

Montag, 6. Oktober 2014

Indian Summer (4) - Von spukenden Leuchttürmen und Regenbogen-Zebras

Heute liegt ein wirklich abwechslungsreicher Tag hinter uns. Es ist übrigens auch der erste Tag, den wir komplett ohne Autofahren und von morgens bis abends in derselben Stadt verbracht haben.


Wir hatten heute sehr viel Zeit und Gelegenheit wirklich schöne Seiten von Toronto kennen zu lernen. Angefangen haben wir heute Morgen mit den Toronto Islands, einem Erholungsgebiet im Lake Ontario, dass noch bis vor 150 Jahren eine Halbinsel der Stadt gewesen ist, bis schwere Stürme die Landmasse abgetragen haben. Und so begann unser Ausflug mit einer angenehmen aber windig-kalten Fährfahrt. Auf den Inseln, die mit kleinen Brücken miteinander verbunden sind, haben wir zahlreiche Kilometer zu Fuß zurück gelegt. Am Strand entlang, wo uns riesige Schmetterlinge begegnet sind, auf kleine bewohnte Inseln mit teilweise sehr hübschen Häusern, durch Parkanlagen bis hin zum ältesten noch existierenden Leuchtturm am Lake Ontario. Er wurde 1808 erbaut und ist damit auch der zweitälteste von Kanada. Einen besondere Note bekam er durch das mysteriöse Verschwinden des ersten Leuchtturmwärters im Jahre 1815. Kurze Zeit später wurden menschliche Überreste in unmittelbarer Nähe gefunden...


Zurück auf dem Festland waren wir mal wieder in einer Mall. Mal ganz abgesehen davon, dass man hier auch Sonntags nach Herzenslust shoppen gehen kann, hat uns das Ausmaß des Toronto Eaton Centres mitten in der Stadt doch sehr beeindruckt. Selbst in unserem Baedeker Reiseführer hat die Mall einen Stern erhalten.

Nach einer kurzen Auszeit im Hotel ging es wieder los. Erst essen im Hard Rock Cafe - das zweite von dreien auf unserer Reise - und anschließend das abendliche Toronto erkunden. Weiter nördlich befindet sich das Bloor-Yorkville-Viertel, in dem es noch relativ viele alte Gebäude gibt, in denen sich kleine Boutiquen und Restaurants niedergelassen haben. Ein ziemlicher Kontrast zu all den Wolkenkratzern rundherum. Auf dem Rückweg zu unserem Hotel sind wir dann durch das Church-Wellesley-Village gekommen, in dem sich die Homo-Szene Torontos befindet. Hier fand in diesem Jahr das Worldpride-Fest statt. Und auch eine unserer Lieblingsserien "Queer as folk" wurde hier teilweise gedreht: die Liberty St in Pittsburgh ist in Wirklichkeit die Church St in Toronto. Hier sind sogar die Zebrastreifen in Regenbogenfarben!

Sonntag, 5. Oktober 2014

Indian Summer (3) - Von tiefen Fällen und hohen Türmen

Irgendwie hatte ich vorhin kurzzeitig das Gefühl, heute sei nicht viel passiert. Warum auch immer. Ganz im Gegenteil.


Gleich nach dem Frühstück haben wir uns auf den Weg zu den Niagara Fällen gemacht, um sie vom Boot aus zu erkunden. Nachdem gerade vor uns ein Boot mit Scharen von Asiaten abgelegt hat, konnten wir die Niagara Fälle mit 7 anderen Personen auf dem Boot genießen. Die Fahrt ging entlang an den US-amerikanischen Fällen und dann direkt hinein in die kanadischen Horseshoe Fälle. Was für ein grandioser Anblick, fast schon Ehrfurcht erbietend...


Anschließend haben wir uns eingebildet, wir müssen noch die "Journey behind the falls" machen. So richtig gelohnt hat sich das nicht. Es gab eine Aussichtplattform, von der aus ich noch ein paar gute Fotos machen konnte. Ansonsten hatte ich mir das so vorgestellt, dass wir direkt hinter dem Wasser entlanglaufen können. Stattdessen liefen wir durch einen künstlich angelegten Gang im Berg, der an zwei Stellen ein "Guckloch" hatte. Und außer Wasser hat man da nichts gesehen; spektakulär war das aber auch nicht.

Danach haben wir Niagara Falls verlassen und sind nach Toronto gefahren. Auf dem Weg haben wir noch in einer Mall gehalten und die ersten Einkaufstüten ins Auto einladen können. Und in Toronto haben wir in diesem Urlaub zum ersten Mal im Stau gestanden. Ganz ehrlich: ich weiß nicht, wie man früher ohne Navigationsgerät zurecht gekommen ist.

Zu Fuß haben wir dann die Stadt ein wenig erkundet. So richtig schön fand ich es bisher nicht. Es ist eine typische Großstadt mit wenig Geschichte. Unser Weg hat uns zum Lake Ontario hinunter geführt. Von dort konnten wir die Toronto Islands sehen, auf die wir morgen fahren wollen. Weiter ging es zum CN Tower, dem vierthöchsten freistehenden Gebäude der Welt mit einem traumhaften Überblick über die Stadt. Und mit einem Glasboden von dem aus man aus gut 350 Metern Höhe nach unten sehen kann. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser Glasboden halten soll - dann doch lieber ein paar Zentimeter weiter daneben auf dem Teppich stehen.

Um unseren Tag zu beenden haben wir uns in den Whirlpool auf der Dachterrasse unseres Hotels im 19. Stock begeben. Es war leider schon ein wenig Dunkel und ich konnte nicht richtig erkennen, an welchem Knopf man einen Notruf auslöst und an welchem man den Whirlpool einschaltet, aber für den Ausblick über die nächtliche Kulisse war es so natürlich perfekt!