Mittwoch, 12. Juni 2013

Ostsee-Umrundung (12) - Von Spionen und kulinarischen Hochgenüssen

Bei der Suche für den Blogtitel überlegen Jan und ich immer was unsere persönlichen Highlights des Tages gewesen sind.

Der Vormittag begann (für mich) heute eher schleppend. Zuerst haben wir den Viking Line Quality Outlet-Shop gesucht. Dass deren Homepage wegen nicht bezahlter Gebühren vorübergehend nicht erreichbar ist hätte uns eigentlich schon ein Zeichen sein müssen. Dann, nach dem täglichen Wasser-Kauf gingen wir ins gegenüberliegende Hotel, dass ein KGB-Museum beinhaltet. Die englischsprachige Tour hatte gerade zuvor begonnen, eine weitere sei 3 Stunden später - die haben wir dann gebucht. Nächster Stopp: die Geheimtunnel Tallinns, jahrhundertelang nur ein Gerücht bis sie vor wenigen Jahren tatsächlich entdeckt wurden; die nächstmögliche Tour so gelegen, dass sie mit der KGB-Tour zeitlich kollidiert. Der nächste Stopp: das vom Marco Polo-Reiseführer beschriebene Marzipanmusuem. Ein Reinfall! Eine winzige Verkaufstheke, eine mittelalte Frau, die hässliche Marzipanfiguren bemalt sowie eine Vitrine und ein Schaufenster mit angeblich 200 ausgestellten Marzipanfiguren - wir haben nicht nachgezählt! Das angeschlossene Café wirkte zwar nett, wir haben aber ob der Enttäuschung gerne verzichtet. Weiter ging es zur gestern schon erwähnten Stadtmauer. Diese kann man an einer Stelle erklimmen und drei der verbliebenen 26 Türme besteigen. Das hatte sich dann endlich mal gelohnt!

Die Abhörzentrale in der 23. Etage des Hotel Viru
Die Chocolaterie Pierre im Hinterhof von "Vene 6"
Um 14:30 startete unsere KGB-Tour im Hotel Viru. Das erste große Hotel Tallinns, das in der Sowjetzeit hochgezogen wurde um an Touristen und damit an Devisen zu kommen. Nachdem die finnischen Bauarbeiter nach drei Jahren Bauzeit abgezogen waren, haben die Sowjets in zwei Wochen ein paar technische Finessen nachgerüstet: Abhörvorrichtungen in allen erdenklichen Varianten. Schließlich war der devisenbringende Tourist immer noch ein kapitalistischer Feind, möglicherweise gar ein übler Spion! Die Ausstellung an sich war eher klein, wurde von unserem Guide aber hervorragend rübergebracht, auch wenn man sich in ihr Englisch erst ein wenig einhören musste. Erstaunlich war, dass wir bei der Führung die einzigen Deutschen neben US-Amerikanern, Norwegern, Finnen und Israeli waren, wo die Stadt selber von Deutschen nur so zu wimmeln scheint.

Das nächste Highlight kam gleich im Anschluss: Eine gemütliche Kaffee und Torten-Pause in der Chocolaterie Pierre, einem seit 1937 bestehendem Geschäft. Es war fantastisch. Unsere Torten ein Traum, der Laden selbst ein Erlebnis. Es fällt schwer es in Worte zu fassen (Jan hat gerade eine Tripadvisor-Bewertung dafür geschrieben), man muss die Chocolaterie einfach selbst erfahren haben!

Dann sind wir noch zur ebenfalls im Reiseführer erwähnten Strandpromenade gelaufen. Diese soll erst vor zwei Jahren zum Kulturjahr eröffnet worden sein. Das kurze Stück, das wir gesehen haben führte jedoch alles andere als am Strand (und ich möchte die Sand- und Schuttfläche eigentlich nicht mal Strand nennen) entlang, zudem war es durch die Angaben im Reiseführer kaum zu finden. Unser Fazit: Strandpromenade lohnt nicht, Marco Polo bekommt eine eMail (auch weil unzählige Angaben im aktuellen Reiseführer von 2013 schlichtweg falsch sind).
 
Zum Abschluss waren wir noch in einem fantastischen (Bio-)Restaurant mit kuscheligem Innenhof essen. Das Essen war grandios, unglaublich günstig und unbedingt weiter zu empfehlen - außerdem das komplette Kontrastprogramm zu unseren gestrigen Fleischbergen. Der Name des Restaurants: Von Krahli Aed. Wenn ihr mal nach Tallinn kommt - unbedingt dort essen gehen!  

"Die drei Schwestern": drei eng aneinander
liegende hübsche Häuseran der Pikk, heute
eines der Luxushotels von Tallinn
In diesem Gebäude befand sich einst das
Hauptquartier des KGB. An seine Vergangen-
heit erinnern nur noch die zugemauerten
Kellerfenster und eine Gedenktafel.


Blick über Tallinn aus der "KGB-Etage" des Viru. Die Kirchturmspitze
der Olafkirche (Oleviste kirik) soll den Sowjets als Sendemast gedient
haben. Zudem war die Olafkirche um 1500 das höchste Gebäude der
Welt.

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