Ja, wir sind verrückt. Und wir waren mal wieder nicht zu Hause...
Angefangen hat alles damit, dass ich am Samstag in der Arbeit saß und sich ganz plötzlich die Möglichkeit auftat am Ostermontag frei zu nehmen. Zu Hause auf der Terrasse Kaffee trinkend erzählte Jan, er hätte gelesen, dass auf der Praterinsel am Deutschen Museum ein Ostermarkt sei, zu dem wir am Osterwochenende noch mit dem Rad fahren könnten.
Aus der Praterinsel wurde meinerseits ganz schnell der Prater in Wien, aus dem Rad wurde noch schneller das Auto, mit dem man in nur wenigen Stunden überall sein kann. Kurz rumgesponnen, dann haben wir mit der Recherche begonnen. Mehrere Ziele standen kurz zur Debatte, am Ende siegte Straßburg, wo wir immer schon einmal hinwollten.
Schnell noch eben über Expedia ein Hotel gebucht, Google Maps befragt, das Nötigste in den Koffer gepackt und keine zwei Stunden nachdem ich Feierabend gemacht hatte saßen wir im Auto in Richtung Elsass.
Ich war schon einige Male zuvor dort, Jan noch nie. Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert; einiges war mir noch sehr vertraut, viele Plätze habe ich nicht wiedererkannt: "Damals war hier ein ganz toller Spielzeugladen." "Ich kann mich nicht erinnern, an diesem Bahnhof angekommen zu sein." "Das Europaparlament sah damals irgendwie ganz anders aus."
Das Meiste hat sich natürlich nicht verändert. Und so konnte ich mit Jan Plätze besuchen, an denen ich früher schon einmal war.
Das Straßburger Münster beeindruckt jedes Mal aufs Neue mit seiner riesigen Fassade und sieht mit dem einen fehlenden Turm irgendwie unvollständig aus. Die Turmbesteigung über 330 Stufen war für uns beide allerdings das erste Mal. Von oben hatten wir einen tollen Ausblick über die die Straßburger Altstadt, die sich auf der Grande Ile ausbreitet.
La Petite France, ein einzigartiges Viertel mit altem Fachwerk, teilweise aus dem 16. Jahrhundert, begeistert mich auch immer wieder. Durchzogen von den Kanälen der Ill wirkt es einfach malerisch. Besonders im Sommer, wenn überall die Geranien von den Balkonen hängen ist es besonders schön - dabei hasse ich Geranien fast so sehr wie Stiefmütterchen! Jetzt endlich haben wir auch gelernt, warum das Viertel La Petite France heißt: Einst war an dieser Stelle ein Spital für Geschlechtskrankheiten. Und weil die Syphillis auch die Franzosenkrankheit genannt wird hatte dieses beschauliche Fleckchen schnell seinen Namen weg.
Auch wenn Straßburg eher eine überschaubare Kleinstadt ist spielt es doch eine große Rolle in Europa, tagt hier doch das Europaparlament. Und irgendwie bin ich mir immer noch sicher, dass das Parlament damals, bei meinem ersten Besuch mit dem Französisch-Kurs Ende der Neunziger, komplett anders aussah. Das Parlament, so wie es jetzt aussieht wurde eben zu dieser Zeit fertiggestellt, aber auch ausgiebige Recherche zu einem Vorgänger- oder Übergangsbau machte mich nicht schlauer.
Und weil es so schön war, sind wir abends nach dem Essen noch einmal durch das nächtliche Straßburg gezogen, bei dem ich endlich einmal meine ganzen Foto-Accessoire-Geschenke von Jan ausprobieren konnte.
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle längst noch über unseren Heimaturlaub von vor zwei Wochen berichtet haben. Aber das kommt dann noch. Endlich passiert wieder was. Dinge, die ich fotografieren kann, Dinge, von denen es sich zu berichten lohnt. Und zum Glück wird unser Grad an Verrücktheit auch ganz bestimmt nicht geringer werden...
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