Es gibt da so ein Haus. Ein Haus zwischen zwei Felsen. Laut Reiseführer das meistfotografierte Motiv der Bretagne. Es sieht aber auch wirklich malerisch aus, Idylle pur. Dieses Haus liegt in der Nordbretagne am Ärmelkanal an der Pointe du château. Und da wollten wir heute eigentlich hin. Also mal wieder das Navi programmiert und los. An der Pointe du château waren wir auch. Nach kurzen Regenschauern sind wir los, am Strand entlang über Steine geklettert, die Aussicht genossen. Aber: weit und breit kein Haus zwischen den Felsen. Im Auto zurück haben wir dann auch festgestellt warum. 25 Kilometer entfernt gibt es eine weitere Landzunge mit exakt demselben Namen, und dort liegt dieses eine bestimmte Haus. Also standen wir vor der Wahl: entweder noch einmal 30 Minuten Richtung Osten fahren nur um ein einziges Foto zu machen oder im Ort bleiben und einen 4,4 Kilometer langen Wanderweg entlang der Côtes de Granit Rose (B) beschreiten.
Wir entschieden uns für Letzteres. Und
das sollte sich als ausgesprochen gute Entscheidung herausstellen. Die Wolken
verzogen sich immer mehr, und so konnten wir den „Sentier des Douaniers“, einen
alten Zöllnerpfad der einst zur Abwehr von Piraten und Schmugglern diente,
zumeist bei strahlendem Sonnenschein erkunden. Eindrucksvolle Formationen aus
rosafarbenenem Granit, die der Küste ihren Namen verleihen, haben uns immer
wieder zu Spekulationen angeregt. „Der Fels da sieht aus wie ein Affenkopf“.
Auch der Leuchtturm hat sehr schöne Fotos geliefert. Am „Plage de Perros-Guirec“
stehen die Überreste einer kleinen Kapelle aus dem 13. Jahrhundert, die bei
Flut komplett im Wasser steht. Glücklicherweise hatten wir gerade mal wieder
Niedrigwasser, so dass wir direkt an die Kapelle herankamen. Sie beherbergt
eine Steinfigur des Heiligen Guirec, der hier im 6. Jahrhundert gelandet sein
soll. Früher soll hier eine bemalte Holzfigur gestanden haben, die aber ausgetauscht
werden musste, weil sie quasi als Voodoo-Puppe missbraucht wurde: Ein
heiratswilliges Mädchen, das eine Nadel in die Figur stach sollte, sofern die
Nadel denn stecken blieb, noch im selben Jahr heiraten. Humbug. Zum Glück sind
wir schon verheiratet und müssen nicht auf Ebbe warten und dann noch hoffen,
dass irgendeine Nadel in irgendeiner Figur stecken bleibt.
Anschließend sind wir in das
benachbarte Lannion (C) gefahren, wo
Monsieur Warenghem im Jahre 1900 eine Destilliere gegründet hat. Die Destilliere
ist inzwischen umgezogen und stellt seit den 70er Jahren auch Whisky her. Grund
genug für mich dort anzuhalten. Wir haben eine sehr nette Privatführung von einer
jungen Französin bekommen, die mal für 5 Monate in Österreich gelebt hat und
uns unbedingt die Führung auf Deutsch machen wollte. Sehr lustig war die
Tatsache, dass ihr zwar ein paar vereinzelte deutsche Wörter fehlten, sie dafür
aber Begriffe wie „heuer“ benutzte. In der Destilliere werden jährlich 300.000
Flaschen Whisky produziert und abgefüllt. Daneben gibt es auch andere Leckereien
wie Kräuter- und Apfelliköre. Am Ende durften wir probieren. Und weils so
lecker war haben wir natürlich auch was gekauft. Meine Whiskysammlung ist damit
um einen 8jährigen Armorik reicher geworden.
Weil für uns beide heute ein
besonderer Tag ist waren wir auf dem Rückweg in Pont-l’Abbé in einem kleinen
Restaurant essen. Und ehe wir uns versahen war der Tag auch schon wieder
vorüber. Das ist das Traurige an schönen Momenten: sie vergehen einfach viel zu
schnell!
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