Dienstag, 20. Mai 2014

Bretagne (6) - Whisky and the rocks


Es gibt da so ein Haus. Ein Haus zwischen zwei Felsen. Laut Reiseführer das meistfotografierte Motiv der Bretagne. Es sieht aber auch wirklich malerisch aus, Idylle pur. Dieses Haus liegt in der Nordbretagne am Ärmelkanal an der Pointe du château. Und da wollten wir heute eigentlich hin. Also mal wieder das Navi programmiert und los. An der Pointe du château waren wir auch. Nach kurzen Regenschauern sind wir los, am Strand entlang über Steine geklettert, die Aussicht genossen. Aber: weit und breit kein Haus zwischen den Felsen. Im Auto zurück haben wir dann auch festgestellt warum. 25 Kilometer entfernt gibt es eine weitere Landzunge mit exakt demselben Namen, und dort liegt dieses eine bestimmte Haus. Also standen wir vor der Wahl: entweder noch einmal 30 Minuten Richtung Osten fahren nur um ein einziges Foto zu machen oder im Ort bleiben und einen 4,4 Kilometer langen Wanderweg entlang der Côtes de Granit Rose (B) beschreiten.

Wir entschieden uns für Letzteres. Und das sollte sich als ausgesprochen gute Entscheidung herausstellen. Die Wolken verzogen sich immer mehr, und so konnten wir den „Sentier des Douaniers“, einen alten Zöllnerpfad der einst zur Abwehr von Piraten und Schmugglern diente, zumeist bei strahlendem Sonnenschein erkunden. Eindrucksvolle Formationen aus rosafarbenenem Granit, die der Küste ihren Namen verleihen, haben uns immer wieder zu Spekulationen angeregt. „Der Fels da sieht aus wie ein Affenkopf“. Auch der Leuchtturm hat sehr schöne Fotos geliefert. Am „Plage de Perros-Guirec“ stehen die Überreste einer kleinen Kapelle aus dem 13. Jahrhundert, die bei Flut komplett im Wasser steht. Glücklicherweise hatten wir gerade mal wieder Niedrigwasser, so dass wir direkt an die Kapelle herankamen. Sie beherbergt eine Steinfigur des Heiligen Guirec, der hier im 6. Jahrhundert gelandet sein soll. Früher soll hier eine bemalte Holzfigur gestanden haben, die aber ausgetauscht werden musste, weil sie quasi als Voodoo-Puppe missbraucht wurde: Ein heiratswilliges Mädchen, das eine Nadel in die Figur stach sollte, sofern die Nadel denn stecken blieb, noch im selben Jahr heiraten. Humbug. Zum Glück sind wir schon verheiratet und müssen nicht auf Ebbe warten und dann noch hoffen, dass irgendeine Nadel in irgendeiner Figur stecken bleibt.


Anschließend sind wir in das benachbarte Lannion (C) gefahren, wo Monsieur Warenghem im Jahre 1900 eine Destilliere gegründet hat. Die Destilliere ist inzwischen umgezogen und stellt seit den 70er Jahren auch Whisky her. Grund genug für mich dort anzuhalten. Wir haben eine sehr nette Privatführung von einer jungen Französin bekommen, die mal für 5 Monate in Österreich gelebt hat und uns unbedingt die Führung auf Deutsch machen wollte. Sehr lustig war die Tatsache, dass ihr zwar ein paar vereinzelte deutsche Wörter fehlten, sie dafür aber Begriffe wie „heuer“ benutzte. In der Destilliere werden jährlich 300.000 Flaschen Whisky produziert und abgefüllt. Daneben gibt es auch andere Leckereien wie Kräuter- und Apfelliköre. Am Ende durften wir probieren. Und weils so lecker war haben wir natürlich auch was gekauft. Meine Whiskysammlung ist damit um einen 8jährigen Armorik reicher geworden.


Weil für uns beide heute ein besonderer Tag ist waren wir auf dem Rückweg in Pont-l’Abbé in einem kleinen Restaurant essen. Und ehe wir uns versahen war der Tag auch schon wieder vorüber. Das ist das Traurige an schönen Momenten: sie vergehen einfach viel zu schnell!

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