Donnerstag, 16. Oktober 2014

Indian Summer (14) - Von starken Winden und edlen Schuppen

Um den Gipfel des Mount Washington ("B" in der Karte) zu erreichen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ganz sportliche Menschen können natürlich hochwandern. Wir hatten uns eigentlich auch schon eine Tour ausgesucht. Hatten. Eigentlich. Es gibt da aber auch die Mount Washington Auto Road. Das ist eine gebührenpflichtige Straße, mit deren Bau 1853 begonnen wurde. 1861 war sie fertiggestellt und existiert bis heute unverändert, mit dem Unterschied, dass man heute nicht mehr mit Pferdewagen hochfährt. Die 1400 Höhenmeter werden auf einer Strecke von 8 Meilen (~12km) bewältigt, teilweise mit einem ziemlichen Abgrund neben dem Auto. Meine Höhenangst hat sich gefreut. Der ursprüngliche Plan war hoch zu wandern und mit der Mount Washington Cog Rail, der zweitsteilsten Zahnradbahn der Welt, wieder runter zu fahren. Es sah aber so aus, als wenn man nur Rundfahrten für die Bahn kaufen kann, bei denen man nur 20 Minuten Gipfelaufenthalt hat.



Es gab aber auch noch andere Gründe für unsere Umentscheidung. Der Mount Washington gilt offiziell als der Ort mit dem schlechtesten Wetter der Welt. Ein Temperaturunterschied von 40 Grad soll jederzeit möglich sein (wobei ich hoffe, dass sie Fahrenheit meinen), das Wetter kann innerhalb von Minuten umschlagen, 1934 wurde hier mit 231 Meilen/Stunde (370km/h) der stärkste Sturm der Welt aller Zeiten registriert, und außerdem herrscht auf dem Gipfel ein arktisches Klima, dass sonst nur 600km weiter nördlich anzutreffen ist. Viele gute Gründe, das Auto zu nehmen. Als wir unten losfuhren war der Gipfel noch gut zu sehen, oben angekommen lag er in den Wolken. Zum Glück haben wir lange genug gewartet um doch noch ein bisschen Ausblick zu haben.



Anschließend sind wir im großen Bogen um die White Mountains zum Mount Washington Resort (D) in Bretton Woods gefahren. Anfang des 20. Jahrunderts gab es hier unzählige Grandhotels, alle sind mit der Zeit abgebrannt. Bis auf dieses hier. Ein historisch bedeutender Ort, denn 1944 wurde hier der Internationale Währungsfonds ins Leben gerufen. Es soll wohl mit den Jahren ziemlich verfallen sein, aber seit den 90ern erstrahlt es in neuem, alten Glanz. Der Blick von der Terrasse auf die Presidential Range (der Mt. Washington und seine Nachbarberge, die ebenfalls nach Präsidenten benannt sind) ist atemberaubend. Ich hatte schon Panik, dass man uns in Jeans und T-Shirt gar nicht erst ins Hotel lässt, aber wir würden doch sehr freundlich bedient und haben auf der eben erwähnten Terrasse Kaffee und Brownie Sundae genossen.



Einen letzten Stop haben wir dann noch im Crawford Notch State Park (E) gemacht. Dort sind wir, um doch noch ein bisschen zu wandern, zu den Arethusa Falls gelaufen. Hier fällt der Saco River 60m tief und bildet damit den höchsten Wasserfall New Hampshires. Ich muss gestehen, dass ich die knapp 3 Meilen (4,5km) lange Wanderung nicht sehr genossen habe, zumal es zwischenzeitlich auch noch zu regnen begonnen hat. Irgendwie war es aber doch schön, weil hier die Laubfärbung mal wieder besonders intensiv war. Gestern haben wir übrigens im Radio gehört, dass wir momentan den schönsten Indian Summer seit 5 Jahren haben. Ich muss das so glauben. Aber stattgesehen habe ich mich auch noch lange nicht.


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