Dienstag, 3. März 2015

Die Kunst ein Ire (oder irre) zu werden (3) - Die Wohnungssuche

Ihr werdet euch wundern, warum ich für die Wohnungssuche einen eigenen Eintrag schreibe. Das kann doch eigentlich nicht so sehr anders sein als in Deutschland, sollte man meinen... Es gibt aber ein paar feine Unterschiede, wie wir festgestellt haben.

Als wir vor ein paar Monaten beschlossen haben, nach Irland zu ziehen, haben wir unmittelbar mit der Wohnungssuche begonnen. Das Internetportal www.daft.ie bietet einen sehr großen Markt an Wohnungsangeboten für ganz Irland - ähnlich wie www.immoblienscout24.de in Deutschland.

Dabei ist uns gleich aufgefallen, dass das Einzugsdatum für die meisten Angebote "immediately" oder innerhalb der nächsten Tage/Wochen liegt. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass fast alle Angebote, wie es hier und auch in Großbritannien üblich ist, möbliert sind. Wenn jemand auszieht kann also theoretisch schon am nächsten Tag wieder jemand einziehen.

Also haben wir ein paar Makler angeschrieben, Ihnen versichert wie sehr uns deren Angebote gefallen, und dass es eigentlich genau das ist, was wir suchen, aber erst in drei Monaten. Die Antwort war so ziemlich immer dieselbe: "Wir können jetzt noch nicht absehen, was in zwei, drei Monaten ist. Meldet euch noch mal zwei, drei Wochen vorher". Für jemanden wie mich, der gerne langfristig plant, ein kleines Drama...

Also haben wir geplant. Für das letzte Wochenende im November hatten wir einen Flug und Hotel gebucht. Freitag Nachmittag nach der Arbeit sollte es losgehen, damit wir uns vielleicht am Abend und den ganzen Samstag Wohnungen ansehen können. Soweit der Plan...

Ein, zwei Wochen vorher haben wir dann wieder das Internet durchstöbert und alle Makler, die übrigens immer vom Vermieter bezahlt werden, mit interessanten Wohnungsangeboten angeschrieben. Dann kam die nächste Überraschung: aus Deutschland wir es gewohnt, dass die meisten Wohnungsbesichtigungen am Wochenende stattfinden, eben weil dort alle Leute Zeit haben. In Irland nicht... Die meisten Makler arbeiten am Wochenende nicht - Wohnungsbesichtigungen mit Ausnahmen nur Montag bis Freitag.

Jan hat also kurzfristig einen neuen Hinflug gebucht und ist schon am Donnerstag Abend alleine vorausgeflogen und hat sich den Freitag alleine mehrere Wohnungen angesehen. Abends bin ich zur Penthouse-Besichtigung dazu gestoßen und gemeinsam haben wir uns am Samstag noch zwei Wohnungen ansehen können.

Zu den Mietpreisen muss ich auch noch ein paar Sätze erwähnen. Auch wenn wir die letzten 8 Jahre in München haben, haben wir doch einen kleinen Schock bekommen. In abgelegenen Gegenden Irlands mag man sehr günstige Immobilien bekommen - in Dublin nicht. Es ist wie überall: je weiter man ins Zentrum kommt, desto teurer wird es. Und generell heißt es auch, dass die südlichen Stadtteile (gerade Nummern) ein bisschen gehobener sein sollen, als die nördlichen (ungerade Nummern). Für unsere Wohnung zahlen wir etwas mehr als das 1,5fache dessen, was wir in München bezahlt haben, wobei ich dazu sagen muss, dass wir gut 10qm mehr und ein zweites Bad haben.

Achso, noch eine Sache, die hier neben kurzfristig, möbliert und teuer anders ist, ist die Sache mit dem Stauraum. Es ist absolut unüblich, wenn man in eine Wohnung zieht, dass man einen Kellerraum oder Dachboden als zusätzlichen Stauraum hat. Wir hatten schon befürchtet, dass wir einen "Self storage" anmieten müssen um all unsere Sache unterzukriegen. Dank vieler IKEA-Regale hat sich dass dann aber doch als unnötig erwiesen.

Und es gibt keine Steckdosen in den Badezimmern! Ich dachte erst, dass das nur bei uns so sei, aber eine Bekannte, die London lebt hat mir geschrieben, dass das scheinbar auf den britischen Inseln üblich ist... Die elektrische Zahnbürste steht also nun im Schlafzimmer.

Da saßen wir also nach unseren Wohnungsbesichtigungen und mussten uns entscheiden. Es war gar nicht mal so leicht. Wir haben ein objektives Punktesystem entwickelt und versucht uns danach zu entscheiden. Unser Bauchgefühl-Favorit wurde durch das Punktesystem auf Platz zwei verdrängt. Aber letztendlich ist er es, weil der Punktesystem-Favorit-Eigentümer sich für jemand anderes entschieden hat, doch geworden.



Die weitere Prozedur war auch ein wenig merkwürdig. Wir mussten eine Kaution in Höhe einer Monatsmiete an den Makler überweisen um unser "ernsthaftes Interesse" an der Wohnung zu bekunden. Darum mussten wir ein wenig auf Zeit spielen, denn wenn man sich für mehrere Wohnungen interessiert und jedem die Kaution überweist bekommt man die nicht zurück, wenn man sich dann doch gegen die Wohnung entscheidet. Als absehbar war, dass wir den Punktesystem-Favoriten nicht bekommen, haben wir sofort die Kaution an den Bauchgefühl-Favoriten überwiesen und in dieser Wohnung wohnen wir jetzt...

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