Freitag, 27. Februar 2015

Kulinarisches Irland (9) - Seafood Chowder

Es ist schon einige Tage her, seit dieses Gericht bei uns auf dem Tisch stand. Es ist wieder mal ein klassisches irisches Gericht, das im ganzen Land, besonders in den Küstengebieten, als Mittagsmahlzeit angeboten wird. Soweit zumindest meine Information. Angeblich soll man auch unglaublich leckeren Seafood Chowder auf Howth, der Halbinsel vor Dublin bekommen. Noch ein Grund, warum wir dort unbedingt bald einmal hinmüssen.

Nun aber zu unserem Selbstgemachten... Hier das Rezept:

Seafood Chowder (sämige Meeresfrüchtesuppe)
für 3 Personen
Zubereitungszeit ca 30 Minuten, Kochzeit ca. 20 Minuten

Zutaten:
1/2 EL Butter
50g Bauchspeck
100g Zwiebel
1 Lorbeerblatt
250g mehlig kochende Kartoffeln
250ml Fischbrühe oder Fischfond
150ml Milch
75ml Sahne
350g gemischter festfleischiger weißer Fisch (ich habe ausschließlich Seehecht genommen)
50g geräucherter Dorsch oder Schellfisch (ich hab nur Makrele bekommen, hat aber auch fantastisch geschmeckt)
200g Miesmuscheln, leicht gekocht (ca. 1kg frische Muscheln)
100g Garnelen, vorgegart
viel frische Petersilie und/oder Schnittlauch


1 Den Bauchspeck - wenn nicht schon gewürfelt gekauft - in kleine Würfel schneiden. Die Kartoffeln schälen und (ungekocht!) fein hacken, ebenso die Zwiebel. Alle Fischsorten enthäuten, entgräten und in mundgerechte Stücke schneiden. 
2 Die Miesmuscheln sind, wenn man frische Muscheln nimmt, das Aufwendigste an diesem Rezept. Frische Muscheln sortieren: die geschlossenen kommen in einen großen Topf, nachdem sie vorher gründlich geputzt und von den Muschelbärten befreit wurden. Alle anderen (es sind hoffentlich nur ein paar wenige) werden direkt entsorgt. Die "guten" Muscheln in ein wenig Brühe für ein paar Minuten kochen, bis sie sich öffnen. Dann wird wieder sortiert: Alle Muscheln, die sich nicht geöffnet haben werden ebenfalls entsorgt, aus den übrigen wird das Muschelfleisch herausgelöst. Eine Heidenarbeit kann ich euch sagen...
3 Butter in einem großen Topf zerlassen, den Speck solange darin braten, bis er knusprig ist. Die Zwiebeln hinzufügen und glasig andünsten.
4 Die Kartoffeln, die Brühe, die Milch und das Lorbeerblatt hinzufügen und solange kochen, bis die Kartoffeln weich sind. Gegebenenfalls die Kartoffeln mit einer Gabel oder einen Kartoffelstampfer in der Suppe zerdrücken.
5 Den Fisch hinzugeben und für 2-3 Minuten köcheln lassen. Anschließend die Sahne beigeben und nur 30 Sekunden köcheln lassen. Schließlich die Muscheln und Garnelen hinzufügen. Sobald die Suppe wieder anfängt zu kochen (innerhalb von Sekunden) den Topf vom Herd nehmen, mit Salz, frisch gemahlenem Pfeffer und den Kräutern würzen und sofort servieren und genießen.

Ich muss zugeben, zwischenzeitlich war ich mir nicht sicher, ob sich der ganze Aufwand lohnt und die Suppe wirklich schmeckt, zumal sie im Kochbuch in der Kategorie "Geschmack" nur einen von drei Punkten bekommen hat. Allein der Geruch der fertigen Suppe war überzeugend, vom Geschmack gar nicht erst zu sprechen. Und sie ist wirklich einfach zubereitet, wenn nur dieses ganze Muschelgepule nicht wäre... Bei uns wird sie definitiv wieder auf den Tisch kommen.

Wie immer wünsche ich euch allen ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Nachkochen.

Dienstag, 24. Februar 2015

Die Kunst ein Ire (oder irre) zu werden (2) - Der "Proof of Address"

In Deutschland schimpfen viele Leute über die Bürokratie. Zugegeben, manchmal sind die Dinge auch wirklich komplizierter, als sie sein müssten und werden von viel zu vielen Personen bearbeitet, so dass der Eine nicht weiß, was der Andere getan hat.

Aber ich kann euch berichten, dass dieses manchmal vielleicht zu straff organisierte System durchaus seine Vorteile hat.

Ein gutes Beispiel ist das Einwohnermeldeamt. Wie sehr hätte ich mir so eine Institution in Irland gewünscht. Hier gibt es kein Meldewesen. Und glaubt mir, das ist in keinerlei Hinsicht ein Vorteil.

Wenn man sich in Deutschland an-, um- oder abmelden möchte, geht man einfach in das nächstgelegene Bürgerbüro, Einwohnermeldeamt oder wie auch immer es heißen mag. Dort bekommt man eine Bescheinigung und/oder eine Änderung im Personalausweis. Mancherorts, in München zum Beispiel, geht das sogar online oder per Post.

In Irland gibt es das nicht!

Wenn man in Irland irgendetwas Geschäftliches erledigen möchte muss man immer einen "Proof of Address" vorlegen. Etwas, das beweist, dass man auch wirklich unter der angegebenen Adresse wohnt. An sich eigentlich nicht so schwierig...

Der Haken, bzw. die Haken an der Sache sind folgende:

Jeder fordert etwas anderes als "Proof of Address". Wenn man zum Beispiel in einer Bankfiliale eine Aussage über die dort anerkannten Adressnachweise bekommt, dann heisst das noch lange nicht, dass dieselben Dokumente in der nächsten Filiale ebenfalls anerkannt werden.

Generell gilt beim "Proof of Address", dass es sich um einen offiziellen Brief handeln muss, der mit der Post zugestellt wurde. Das kann ein offizielles Schreiben von der Regierung sein, zum Beispiel die Steuerfestlegung ("Tax Credit Form"). Der Brief, in dem man seine PPS-Nummer mitgeteilt bekommt (der offiziell von einer Behörde verschickt wird) wird seit letztem Jahr nicht mehr als "Proof of Address" anerkannt. Warum auch immer...

Weiterhin werden "Utility Bills", also Abrechnungen von Strom-, Gas-, Telefonanbietern etc. als Adressnachweis akzeptiert. Das Problem hiermit ist aber, dass es nahezu unmöglich ist, einen Vertrag für was auch immer ohne ein irisches Bankkonto abzuschließen, für dessen Eröffnung man in jedem Fall einen "Proof of Address" benötigt.

Gelegentlich, aber längst auch nicht immer, wird auch der Mietvertrag als Nachweis anerkannt.

Die ersten zwei Wochen in Irland haben uns mehr oder weniger in den Wahnsinn getrieben. Ich versuche mal, die wesentlichen Schritte zusammenzufassen, wie wir schließlich alles erledigen konnten.

  • Wir haben einen Telefonanschluss beantragt, und haben alle Dokumente mitgenommen, auf denen unser Name und unsere Adresse standen. Weil wir noch kein Bankkonto hatten, haben wir versucht unsere Kreditkarteninformation zu hinterlegen. Hat aber nicht geklappt. Der nette Mitarbeiter bei "Carphone Warehouse" hat dann einfach eine Pseudo-Kontonummer eingegeben.
  • Wir haben von "upc", unserem Telefonanbieter, eine Bestätigung bekommen. Darauf stand zwar nur Jans Name - dazu auch noch falsch - aber das war uns erstmal egal.
  • Damit sind wir in das "Intreo Centre" gegangen und haben unsere PPS-Nummern beantragt.
  • Der Brief, in dem uns die Nummern mitgeteilt wurden, wurde - warum auch immer, vielleicht wusste sie es nicht besser - von der freundlichen Geschäftsstellen-Leitern der "Bank of Ireland" in Ranelagh als "Proof of Address" anerkannt. Und sie gab uns zum krönenden Abschluss des Jahres an Silvester ein Bankkonto.
  • Zwischenzeitlich hatten wir bei mehreren Unternehmen verzweifelt versucht einen Gas- und Stromvertrag abzuschliessen. Die Telefonhotline-Mitarbeiter nahezu aller Unternehmen waren jedoch größtenteils unfähig - es gibt einfach keine nettere Beschreibung. Die Schlimmsten arbeiten bei "SSE Airtricity". "Electric Ireland" hat auf die Angabe eine Bankverbindung verzichtet und eine Kaution bei Zahlung per Rechnung verlangt. Diese mussten wir dann aber doch nicht bezahlen, weil wir zwischenzeitlich auf Bankeinzug ("Direct debit" heißt das hier) umstellen konnten.
Also, wer das nächste Mal über die deutsche Bürokratie schimpft, dem sei gesagt: schlimmer geht immer!

Warnhinweis: Ich übernehme keine Garantie, dass der nächste mit den gleichen Methoden und Dokumenten Erfolg hat. Bei uns hat es geklappt. Aber hier ist alles davon abhängig, mit welchem Mitarbeiter man zu tun hat.


Der Passierschein A38 wäre vielleicht einfacher zu bekommen gewesen... Wer weiß?!

Sonntag, 22. Februar 2015

Unsere Grüne Insel (5) - Killiney Hill

Oh ja, unser neues Buch "Easy Walks near Dublin" findet rege Verwendung. Letztes Wochenende haben wir uns wieder eine sehr nette Tour herausgesucht um unsere nähere Umgebung besser kennen zu lernen.

Dieses Mal hat es uns auf den Killiney Hill verschlagen, der von unserer Wohnung aus keine 15km entfernt ist.

Ausgangspunkt für diesen 2,2km kurzen (Wander-)Weg ist der Killiney Hill Carpark, man muss also nicht den ganzen Berg hinaufklettern. Von dort aus führt neben dem Parkplatzanfang ein kleiner Weg zuerst auf den Dalkey Hill und am Steinbruch entlang, wo das Gestein für den Hafen von Dún Laoghaire abgebaut wurde. Heute wird er nur noch von Kletterern genutzt. Schon von hier aus bietet sich ein fantastischer Ausblick über Dublin. Und ich kann euch nun auch endlich ein Panorama-Foto bieten:


Die Dublin Bay: Einige Punkte sind gut auszumachen, wie die zwei hohen Schornsteine des Dubliner Hafens, die Mole von Dún Laoghaire und die Halbinsel Howth, die wir unbedingt ganz bald heimsuchen müssen... 


Der Anstieg besteht hier zum größten Teil aus Treppenstufen. Oben angekommen findet man eine alte Telegraphenstation und einen noch schöneren Ausblick vor. Zu der Dublin Bay im Norden gesellen sich jetzt noch die irische See im Osten, der Bray Head, der Little und der Great Sugar Loaf, sowie die Wicklow Mountains im Süden. Im Westen sieht man den benachbarten Killiney Hill mit seinem Obelisken.


Nach einigen Minuten ist man dann auch schon dort. Und es bietet sich ein noch besserer Blick. Der Obelisk war übrigens so etwas wie ein Sozialprojekt: Nach dem harten Winter von 1741/42 hat man ihn errichten lassen, wahrscheinlich um den armen Menschen Arbeit zu geben.

Unser Fazit: Unglaublich schön! Ein einfacher und kurzer Weg mit vielen Möglichkeiten stehen zu bleiben, die Aussicht und die Natur zu genießen und natürlich viele Fotos zu machen.

Wem das nicht reicht, der sollte noch nach Dalkey, dem Ort zwischen dem Meer und dem Berg, fahren (oder hinunterlaufen). Das Dalkey Castle soll eine außerordentlich lohnende Attraktion sein. Man kann aber auch einfach nur - so wie wir - mit einer Tasse Tee und einem Scone das Leben genießen.

Freitag, 20. Februar 2015

Kulinarisches Irland (8) - Sandwiches mit Thunfischcreme

Die Iren stehen auf Sandwiches. So kommt es mir jedenfalls manchmal vor. Besonders zum Lunch sind sie weit verbreitet. Und ich hab mich dem gerne angeschlossen. Dadurch, dass ich jetzt immer 13 Stunden-Schichten arbeite muss ich mir was zu essen mitnehmen, etwas, dass ich früher so gut wie nie gemacht habe. Meistens gibt es dann Schinken und Käse.

Letztens habe ich für Jan und mich Sandwiches gemacht und wollte mal etwas anderes. Dabei bin ich auf dieses unglaublich leckere Rezept für eine Thunfischcreme gestoßen:

Thunfischcreme
für 4 Portionen
Zubereitungszeit ca. 20 Minuten plus Kühlzeit


Zutaten:
1 Ei
1 Dose Thunfisch in Lake
1 rote Zwiebel
1 EL Kapern
100g Schmand
Salz, Pfeffer
1/2 TL abgeriebene Zitronenschale

1 Das Ei anstechen und in 10 Minuten hart kochen. Anschließend abschrecken, pellen und abkühlen lassen.
2 In der Zwischenzeit den Thunfisch abtropfen lassen und grob hacken. Die Zwiebel fein würfeln, die Kapern hacken. Ich war zuerst von der Menge der Kapern abgeschreckt, habe dann aber doch alle genommen. Sie geben der Creme einen feinen, frischen Geschmack! Alles in einer großen Schüssel mit dem Schmand (in Irland muss man auf Crème fraîche zurückgreifen) verrühren, mit Salz, Pfeffer und Zitronenschale würzen.
3 Das abgekühlte Ei fein würfeln und untermischen.

Zu den Sandwiches werden hierzulande dann auch gerne Kartoffelchips (Crisps) gegessen. Aber weil in das Sandwich ja viele gesunde Salatblätter reinkommen gleicht sich das dann auch wieder aus.

Dienstag, 17. Februar 2015

Die Kunst ein Ire (oder irre) zu werden (1) - Die PPS-Number

Seit fast genau zwei Monaten leben wir nun in Irland. Wir haben uns ziemlich schnell eingelebt und fühlen uns ausgesprochen wohl. Es war definitiv die richtige Entscheidung. Am Anfang hatten wir einige Hürden zu überwinden. Viele Fragen konnten wir mit Hilfe des Internets klären. Bei einigen Dingen sind wir fast wahnsinnig geworden. Oft hätten wir gerne ein "Nachschlagewerk" mit aktuellen Informationen gehabt. 

Inzwischen sind wir schlauer, und ich weiß, dass viele Menschen meinen Blog mit Hilfe von Suchbegriffen finden. Vielleicht können wir auf diesem Weg dem ein oder anderen Irland-Auswanderer helfen. Und alle anderen können sich köstlich über das irische System amüsieren.

Den Anfang mache ich heute mit der PPS-Number:

Die PPS-Number (Personal Public Services Number) ist der deutschen Sozialversicherungsnummer ähnlich. Man benötigt sie für den Arbeitgeber, um Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen zu können, für so ziemlich alle Steuerangelegenheiten und einiges mehr. Fakt: man braucht sie.

Schwieriger wird die Sache dann, wenn man eine beantragen möchte. Zuerst einmal muss man herausfinden, wo das geht. Wir waren im "Intreo Center Parnell Street". Den Link mit einer Liste für ganz Irland habe ich hier hinterlegt.

Um eine PPS-Number zu beantragen muss man zwei Dinge dabei haben: seinen Personalausweis/Reisepass und einen "Proof of Address". Und damit gehen die Probleme los...

Weil es in Irland, im Gegensatz zu Deutschland, kein Meldewesen gibt, braucht man für fast alles einen Beweis, dass man unter der angegebenen Adresse wohnt. Dem "Proof of Address" werde ich noch einen eigenen Artikel widmen.

Wer gerade erst in Irland angekommen ist, sollte einfach alles mitnehmen, auf dem seine neue irische Adresse drauf steht. Wirklich alles! Jeden Brief, der an die neue Adresse geschickt wurde, den Mietvertrag (sofern es nicht gerade Weihnachten ist und der Mietvertrag erst Wochen später zugeschickt wird), Rechnungen jeder Art, einfach alles! Mit ein bisschen Glück wird eines der vorgelegten Dokumente als Addressnachweis anerkannt.

Wir hatten Glück.

Nach einer mehr oder weniger langen Wartezeit kommt man zu einem Mitarbeiter. Dort muss man einige Fragen beantworten, Fotos von sich machen lassen, diverse Zettel ausfüllen und unterschreiben und sich aus einer Liste mit Sicherheitsfragen 3 Fragen raussuchen, die man nur selbst beantworten kann. Solche Sachen wie: Wie hieß dein erstes Haustier? Wie ist der Mädchenname deiner Großmutter?

Nach ein paar Tagen bekommt man dann Post. Einen offiziellen Brief, in dem man seine PPS-Number mitgeteilt bekommt. Das Paradoxe: Dieser offizielle Brief von einer Behörde wird neuerdings nicht mehr als "Proof of Address" für beispielsweise Bankangelegenheiten anerkannt.

Wenn man dann noch ein bisschen länger wartet, folgt ein zweiter Brief mit der "Public Services Card". Diese Karte enthält einen Chip, den Namen, das Foto, das vor Ort gemacht wurde, die Unterschrift und die PPS-Number. Es gibt sie erst seit 2012 und ist den meisten Iren unbekannt. Stolz wie Oskar, dass ich nun endlich einen irischen Identitätsnachweis in der Hand halte, habe ich die Karte meinen neuen Kollegen gezeigt, die haben alle nur fragend mit dem Kopf geschüttelt.



Sonntag, 15. Februar 2015

Unsere Grüne Insel (4) - Hellfire Club auf dem Montpelier Hill

Letztes Wochenende haben wir uns ein neues Buch gekauft: "Easy Walks near Dublin". Denn bevor wir die ganze Insel erkundet haben, dachten wir uns, dass wir auch unsere nähere Umgebung erst einmal genauer entdecken müssen. Und weil das Wetter mal wieder ganz gut war, mussten wir das Buch auch kurzerhand einweihen.

Für den Anfang haben wir uns eine wirklich kurze Strecke rausgesucht, besonders nah sollte sie auch sein. Und da fiel die Wahl auf den Hellfire Club.

Der Hellfire Club liegt auf dem 383m hohen Montpelier Hill direkt vor den Toren Dublins, von uns aus gerade einmal 10km entfernt. Vom Parkplatz an der R115 aus führt ein recht steiler Weg den Berg hinauf. Nach dem kurzen Anstieg (240 Höhenmeter) hat man einen wunderbaren Panoramablick über Dublin. Wenn es denn dann nicht so diesig ist, wie vergangenen Sonntag. Es hat trotzdem Spaß gemacht zu erraten, was welches Gebäude sein könnte. Und wir haben uns fest vorgenommen bald wieder dort hochzusteigen: wenn klare Sicht ist, oder auch mal am Abend, wenn es dämmert und die Lichter der Stadt erwachen.



Aber warum heißt das jetzt Hellfire Club? Unser neues Buch weiß zu erzählen, dass es sich hierbei um eine Fehlbenennung handelt. Das Gebäude wurde 1725 als Sommerresidenz von William Conolly, dem Sprecher des Unterhauses (Irish House of Commons) erbaut. Der Hellfire Club war im 18. Jahrhundert eine exklusive Zusammenkunft von zumeist adligen Männern die sich auf ihren Treffen (sexuellen) Ausschweifungen hingegeben haben.  Vielleicht hat in der Sommerresidenz mal ein Treffen stattgefunden, offizieller Versammlungsort soll es aber nie gewesen sein.

Wie dem auch sei, der kleine Spaziergang lohnt sich auf jeden Fall. Gedauert hat er etwas über eine Stunde, was vornehmlich daran lag, dass ich so viele Fotos machen musste. Man muss jedoch aufpassen: der Parkplatz wird relativ früh mit einer Schranke verschlossen und ist auch im Sommer nicht länger als 20 Uhr zugänglich. Das Panoramafoto bleibe ich euch vorerst schuldig. Es war wirklich zu diesig, man kann leider kaum etwas erkennen.

Freitag, 13. Februar 2015

Kulinarisches Irland (7) - Fisch-Pie

Nachdem es letztens einen Shepherd's Pie bei uns gab, haben wir uns gedacht, dass so ein Pie doch bestimmt auch ganz einfach und lecker mit Fisch geht. Wir mussten nicht lange suchen, bis wir dieses Rezept gefunden haben. Im Rezept stand zwar "very british", aber ich denke und hoffe, dass es niemanden stört, wenn ich das trotzdem in das Kulinarische Irland hineinschmuggele.

Fisch-Pie
für 4 Personen

Zutaten:
800g mehlige Kartoffeln
1 Stange Lauch
2 Knoblauchzehen
100g Champignons
80g Butter
30g Mehl
1/2 l Milch
Salz, Pfeffer, frisch geriebene Muskatnuss
600g frisches Fischfilet (z. B. Heilbutt, Rotbarsch oder Seelachs)
100g geräucherter Fisch (z. B. Forellenfilet, Makrelenfilet oder Schillerlocken)
1 kleines Bund Petersilie
1/2 Bio-Zitrone
100g Crème fraîche
1 Ei (Größe M)

Die Kartoffeln waschen und in der Schale in Wasser in etwa 25 Minuten weich, aber nicht zu weich kochen. Abgießen und lauwarm abkühlen lassen.
Inzwischen den Lauch putzen, längs aufschlitzen und gut waschen, dann in feine Streifen schneiden. Knoblauch schälen und klein würfeln. Die Pilze putzen und in dünne Scheiben schneiden.
Die Hälfte der Butter in einer Pfanne zerlassen. Lauch, Knoblauch und Pilze einrühren und 1-2 Minuten bei starker Hitze anbraten. Mit Mehl bestäuben, kurz weiterbraten. Die Milch nach und nach unter ständigem Rühren angießen. Die Sauce offen bei mittlerer Hitze etwa 10 Minuten vor sich hin köcheln lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.
Frischen Fisch in kleine Würfel schneiden. Den geräucherten Fisch ebenfalls fein zerkleinern. Petersilie waschen, trockenschütteln und fein hacken. Zitrone heiß waschen und die Schale fein abreiben.
Den Backofen auf 200 Grad vorheizen (ohne Vorheizen: Umluft 180 Grad). Die Kartoffeln pellen und fein zerdrücken. Übrige Butter, Crème fraîche und Ei unterrühren, Kartoffelmasse salzen und pfeffern.
Die beiden Fischsorten mit Pilzsauce, Kräutern und der Zitronenschale mischen und abschmecken. In eine ofenfeste Form füllen. Die Kartoffelmasse in kleinen Häufchen darauf verteilen. Einen großen Löffel mit Wasser anfeuchten und die Kartoffelmasse damit auf dem Fisch verstreichen. Fisch-Pie im Ofen (Mitte) etwa 40 Minuten backen, bis die Oberfläche schön braun ist.


Wie immer viel Spaß beim Nachkochen und euch allen ein schönes Wochenende. Und auch wenn Pilze in diesem Rezept sind... vielleicht schafft es der Fisch-Pie ja auch in die irische Woche in Hemmoor!?

Sonntag, 8. Februar 2015

Unsere Grüne Insel (3) - Belfast

Um dem Titel meines Blogs endlich mal wieder so richtig gerecht zu werden, haben wir uns letztens relativ spontan entschieden ein Wochenende in Belfast zu verbringen. Wir waren also mal wieder nicht zu Hause.

Am Freitag Abend hat mich Jan von der Arbeit abgeholt. Der Vorteil ist, dass man - wenn man es erst einmal aus Dublin rausgeschafft hat - ziemlich schnell überall ist. Von meiner Arbeit aus fährt man nur noch ein wenig mehr als eine Stunde und ist in der Hauptstadt Nordirlands. Richtig, wir haben sogar das Land verlassen. Vorher hatten wir uns schon überlegt, ob man noch etwas von der Grenze zwischen Irland und Nordirland sieht. Lange haben wir darauf gewartet. Als ich mich dann irgendwann gefragt habe, warum man über eine lange Strecke auf der Autobahn nur "60" fahren darf, dämmerte mir dann auch endlich, dass wir uns bereits seit einigen Kilometern im Land ihrer Majestät befinden und es sich um Meilen handelt.

Da waren wir also in Belfast. Zum Abschluss des Tages sind wir von unserem kleinen Bed & Breakfast noch einmal losgelaufen, haben ein Pub gesucht und haben ein Willkommens-Pint getrunken.

Beim Frühstück am Samstag haben wir uns dann überlegt, ob wir - zum allerersten Mal für uns beide - mit einem Hop on-Hop off-Sightseeingbus fahren. Wir haben uns wie immer dagegen entschieden und haben alles zu Fuß abgelaufen. Der erste Stop war der St. George's Market, für derartige Markthallen sind wir ja bekanntlich immer zu begeistern. Der St. George's Market, 1890 erbaut, ist die älteste Markthalle Irlands und die einzige, die in Belfast überlebt hat. Ein Paradies für Feinschmecker und Schleckermäuler, also genau das Richtige für uns.



Von dort ging es weiter in Richtung Hafen zum Titanic-Museum. Dieses wurde 2012 zum 100. Jahrestag des Untergangs des wohl berühmtesten Schiffes eröffnet. Am Anfang - für mich persönlich etwas zäh - wird hier aus der Geschichte Belfasts erzählt. Es war wirklich interessant, aber ich bin nun einfach kein Freund von unzähligen Schautafeln mit viel Text. Dann folgen viele interessante Fakten zu "Harland & Wolff", der Werft, in der die Titanic gebaut wurde und die noch heute Schiffe baut, und zur Titanic und den Geschichten einiger mit ihr verbundenen Persönlichkeiten selbst. Wirklich spannend und absolut empfehlenswert! Es gibt sogar einen Saal, in den man Sonntags zum Nachmittags-Tee gehen kann: mit nachgebauter Treppe und Uhr der Titanic. Make it count, meet me at the clock...



Danach sind wir noch durch die Innenstadt gelaufen und haben verzweifelt versucht einen Reiseführer von Belfast zu kaufen (wir wurden schließlich in der Touri-Info fündig). Nachdem wir gefühlt unzählige Male um die City Hall - die am Wochenende nicht zugänglich ist - herumgelaufen waren haben wir uns am Abend im Crown Liquor Saloon, einem viktorianischen Pub, das 1895 als Ulster Railway Hotel erbaut wurde, zum Essen niedergelassen.



Sonntag haben wir uns, bevor wir zurück nach Hause mussten noch zwei (kostenlose) Highlights aus der direkten Umgebung unseres B&B angesehen. Den Botanic Garden, der zu dieser Jahreszeit ehrlich gesagt noch nicht so besonders verlockend ist, und das direkt angrenzende Ulster Museum. Wo soll ich anfangen? Es ist ein Museum mit wechselnden Ausstellungen. Völlig wild durcheinander, dabei aber nicht unbedingt unstimmig. Ganz oben gab es eine - ich glaube - Kunstausstellung, die wir uns aber erspart haben. Außerdem gibt es derzeit eine "Elemente"-Ausstellung (die wir auch ausgelassen haben). Einen ganz wichtigen und auch den größten Teil bildet die Geschichtsausstellung. Wenn man oben anfängt und sich nach unten vorarbeitet (wir haben es natürlich anders herum gemacht), beginnt man bei der Erdentstehung und arbeitet sich bis in die Gegenwart vor. Dabei gibt es alles von Dinosaurierskeletten und Fossilien über die ersten Siedler Irlands, keltische Kultstätten, die spanische Armada bis hin zu den Nordirischen Unruhen am Ende des letzten Jahrhunderts zu sehen.



Es war ein sehr schöner Kurztrip. Belfast wird uns mit Sicherheit wiedersehen. Vor allem auch, weil es von dort aus nur noch ein Katzensprung bis zum Giants Causeway und zur Bushmills-Distellerie ist... Es gibt noch so viel zu entdecken und damit zum Glück auch noch ganz viel, über das ich schreiben kann!

Freitag, 6. Februar 2015

Kulinarisches Irland (6) - Rote Bete, Spinat und Ziegenkäse-Taschen

Endlich habe ich mal ein vegetarisches Rezept gefunden. Was das aber nun mit Irland zu tun hat kann ich beim besten Willen nicht sagen. Gut, ich habe es auf einer irischen Homepage gefunden. Rote Bete scheint hierzulande verbreiteter zu sein als in Deutschland, wo viele damit immer noch die sauer eingemachte Rote Bete aus Großmutters Speisekammer assoziieren - das ging mir bis vor ein paar Jahren übrigens auch noch so. Ziegenfrischkäse gibt es in Deutschland auch in jedem x-beliebigen Supermarkt, den frischen Spinat allerdings findet man hier in Irland allerdings deutlich häufiger und einfacher. Wie auch immer: es ist ein Rezept von einer irischen Seite, viele tolle Zutaten und ein außerordentlich leckeres Mahl. Damit hat es sich für meinen Blog qualifiziert. Allerdings habe ich die Mengenangaben nach meinen persönlichen Vorlieben leicht verändert.

Rote Bete, Spinat und Ziegenkäse-Taschen
für 2 Personen oder 4 als Vorspeise
Zubereitungszeit ca. 45 Minuten, davon 20 Minuten Backzeit

Zutaten:
1 Packung Blätterteig
200g vorgegarte Rote Bete
100g Ziegenfrischkäse
100g frischer Blattspinat
15g Pinienkerne
1 Ei
1 EL Butter
1 EL Balsamicoessig
1 EL Olivenöl
Salz, Pfeffer

1 Die Zwiebel fein würfeln und in einer Pfanne mit der Butter glasig andünsten, dann den Spinat hinzugeben und für 2-3 Minuten mitdünsten, bis er leicht zusammenfällt. Beiseite stellen. In Irland gibt es den Spinat zumeist verzehrfertig. Sollte er vorher gewaschen werden müssen, empfiehlt es sich ihn in ein Sieb zu geben, damit überschüssige Flüssigkeit abtropfen kann.
2 Die Rote Bete in ca. 1cm große Würfel schneiden und in einer großen Schüssel mit dem Spinat, dem Ziegenfrischkäse, den Pinienkernen, Essig und Öl vermischen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Jetzt schon mal den Ofen auf 200° vorheizen.
3 Entweder man hat bereits ausgerollten Blätterteig gekauft oder man muss jetzt selbst ausrollen. Ich empfehle allerdings auch den bereits ausgerollten noch ein bisschen dünner zu rollen - uns war der Teig ein bisschen zu dick. Das irische Originalrezept sagt nun, man solle 6x15cm große Stücke schneiden. Ich habe wegen der Größe des Blätterteigs 4 gleich große Stücke mit 12x15cm zugeschnitten und würde das auch so empfehlen.
4 Jeweils in die Mitte der Blätterteig-Rechtecke ein Viertel der Rote-Bete-Spinat-Mischung geben, die Ränder mit verquirltem Ei bepinseln. Dann die Taschen verschließen. Ich habe dazu die längere Seiten übereinander geschlagen und dann die Enden leicht zusammengedrückt. Die verschlossenen Taschen mit Ei bepinseln.
5 Auf ein Backblech geben und im vorgeheizten Backofen bei 200° ca. 20 Minuten auf der mittleren Schiene backen, bis die Tasche knusprig golden aussehen.

Das irische Rezept sagt, man solle die fertigen Taschen mit in Butter geschwenkten Babykartoffeln und grünen Bohnen servieren. Bei uns gab es "nur" einen gemischten Salat dazu und das hat auch völlig gereicht. Wenn es schnell gehen soll würde ich auf jeden Fall die vakuumverpackte Rote Bete empfehlen, die man irgendwo mitten drin im Gemüseregal findet. Allerdings fanden wir, dass der Geschmack ein wenig zu kurz kam. Beim nächsten Mal werden wir frische Rote Bete verwenden und diese selber garen.

Und wie immer wünsche ich euch ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Nachkochen!

Sonntag, 1. Februar 2015

Unsere Grüne Insel (2) - Mit dem Rad ans Meer

Letztes Wochenende haben wir uns gedacht, wir müssen Dublin weiter erkunden. Und weil das Wetter auch relativ gut war, haben wir unsere erste (kleine) Fahrradtour hinter uns gebracht.

Vor ein paar Tagen bin ich abends nach der Arbeit mal wieder auf einer neuen Strecke nach Hause gefahren. Dabei bin ich an einer sehr netten Ecke am Grand Canal, einem Kanal der den Shannon im Westen Irlands mit der Liffey in Dublin verbindet, vorbeigekommen. Ein niedriges Ufer, breite Fuß- und Radwege, schöne Häuser und Plätze zu beiden Seiten und unzählige Schwäne machen ihn an dieser Stelle zu einem äußerst idyllischen Ort.



Also war unser Ziel der Grand Canal... Durch unseren hübschen Nachbarstadtteil Rathgar sind wir bis zum Kanal gefahren, danach immer daran entlang, bis er am Grand Canal Dock in die Liffey mündet. Das Grand Canal Dock ist eine Gegend, die scheinbar in den letzten Jahren sehr auf Hochglanz poliert wurde und in der es jetzt viele neue, moderne Wohnungen gibt. Hohe Gebäude, viel Glas, unpersönlich und hohe Mieten. Es gibt schönere Orte...

Auf dem Weg haben sich uns auch mehrere tolle Aussichten auf das Aviva Stadium geboten, dass vom Dodder, unserem "Fluss von nebenan", umflossen wird.



Schließlich waren wir am Meer, am Strand der Dubliner Bucht. Anfangs sieht man im Norden ausschließlich das Hafengebiet von Dublin, aber je weiter man in die Bucht hineinkommt sieht man im Norden die Halbinsel Howth, die wir, sobald es wärmer wird wandertechnisch erkunden müssen, und im Süden Dún Laoghaire.

Leider war gerade Hochwasser, so dass wir unsere Füße nicht in den Sand halten konnten. Aber wahrscheinlich war es dafür auch noch zu kalt. Die Gelegenheit wird mit Sicherheit kommen.



Durch Donnybrook, unserem Nachbarstadtteil im Osten, mit all seinen Villen, die oftmals Botschaften beherbergen sind wir nach Hause zurück geradelt. Nach 15 Kilometern, bei denen wir gemerkt haben, dass Dublin doch recht hügelig ist (auch wenn die nur klein sind, sind sie bei stetigem Gegenwind dennoch deutlich zu spüren), haben wir den restlichen Sonntag Nachmittag mit einem leckeren Stück Torte aus unserem "Wilde & Green" eingeläutet.