Dienstag, 24. Februar 2015

Die Kunst ein Ire (oder irre) zu werden (2) - Der "Proof of Address"

In Deutschland schimpfen viele Leute über die Bürokratie. Zugegeben, manchmal sind die Dinge auch wirklich komplizierter, als sie sein müssten und werden von viel zu vielen Personen bearbeitet, so dass der Eine nicht weiß, was der Andere getan hat.

Aber ich kann euch berichten, dass dieses manchmal vielleicht zu straff organisierte System durchaus seine Vorteile hat.

Ein gutes Beispiel ist das Einwohnermeldeamt. Wie sehr hätte ich mir so eine Institution in Irland gewünscht. Hier gibt es kein Meldewesen. Und glaubt mir, das ist in keinerlei Hinsicht ein Vorteil.

Wenn man sich in Deutschland an-, um- oder abmelden möchte, geht man einfach in das nächstgelegene Bürgerbüro, Einwohnermeldeamt oder wie auch immer es heißen mag. Dort bekommt man eine Bescheinigung und/oder eine Änderung im Personalausweis. Mancherorts, in München zum Beispiel, geht das sogar online oder per Post.

In Irland gibt es das nicht!

Wenn man in Irland irgendetwas Geschäftliches erledigen möchte muss man immer einen "Proof of Address" vorlegen. Etwas, das beweist, dass man auch wirklich unter der angegebenen Adresse wohnt. An sich eigentlich nicht so schwierig...

Der Haken, bzw. die Haken an der Sache sind folgende:

Jeder fordert etwas anderes als "Proof of Address". Wenn man zum Beispiel in einer Bankfiliale eine Aussage über die dort anerkannten Adressnachweise bekommt, dann heisst das noch lange nicht, dass dieselben Dokumente in der nächsten Filiale ebenfalls anerkannt werden.

Generell gilt beim "Proof of Address", dass es sich um einen offiziellen Brief handeln muss, der mit der Post zugestellt wurde. Das kann ein offizielles Schreiben von der Regierung sein, zum Beispiel die Steuerfestlegung ("Tax Credit Form"). Der Brief, in dem man seine PPS-Nummer mitgeteilt bekommt (der offiziell von einer Behörde verschickt wird) wird seit letztem Jahr nicht mehr als "Proof of Address" anerkannt. Warum auch immer...

Weiterhin werden "Utility Bills", also Abrechnungen von Strom-, Gas-, Telefonanbietern etc. als Adressnachweis akzeptiert. Das Problem hiermit ist aber, dass es nahezu unmöglich ist, einen Vertrag für was auch immer ohne ein irisches Bankkonto abzuschließen, für dessen Eröffnung man in jedem Fall einen "Proof of Address" benötigt.

Gelegentlich, aber längst auch nicht immer, wird auch der Mietvertrag als Nachweis anerkannt.

Die ersten zwei Wochen in Irland haben uns mehr oder weniger in den Wahnsinn getrieben. Ich versuche mal, die wesentlichen Schritte zusammenzufassen, wie wir schließlich alles erledigen konnten.

  • Wir haben einen Telefonanschluss beantragt, und haben alle Dokumente mitgenommen, auf denen unser Name und unsere Adresse standen. Weil wir noch kein Bankkonto hatten, haben wir versucht unsere Kreditkarteninformation zu hinterlegen. Hat aber nicht geklappt. Der nette Mitarbeiter bei "Carphone Warehouse" hat dann einfach eine Pseudo-Kontonummer eingegeben.
  • Wir haben von "upc", unserem Telefonanbieter, eine Bestätigung bekommen. Darauf stand zwar nur Jans Name - dazu auch noch falsch - aber das war uns erstmal egal.
  • Damit sind wir in das "Intreo Centre" gegangen und haben unsere PPS-Nummern beantragt.
  • Der Brief, in dem uns die Nummern mitgeteilt wurden, wurde - warum auch immer, vielleicht wusste sie es nicht besser - von der freundlichen Geschäftsstellen-Leitern der "Bank of Ireland" in Ranelagh als "Proof of Address" anerkannt. Und sie gab uns zum krönenden Abschluss des Jahres an Silvester ein Bankkonto.
  • Zwischenzeitlich hatten wir bei mehreren Unternehmen verzweifelt versucht einen Gas- und Stromvertrag abzuschliessen. Die Telefonhotline-Mitarbeiter nahezu aller Unternehmen waren jedoch größtenteils unfähig - es gibt einfach keine nettere Beschreibung. Die Schlimmsten arbeiten bei "SSE Airtricity". "Electric Ireland" hat auf die Angabe eine Bankverbindung verzichtet und eine Kaution bei Zahlung per Rechnung verlangt. Diese mussten wir dann aber doch nicht bezahlen, weil wir zwischenzeitlich auf Bankeinzug ("Direct debit" heißt das hier) umstellen konnten.
Also, wer das nächste Mal über die deutsche Bürokratie schimpft, dem sei gesagt: schlimmer geht immer!

Warnhinweis: Ich übernehme keine Garantie, dass der nächste mit den gleichen Methoden und Dokumenten Erfolg hat. Bei uns hat es geklappt. Aber hier ist alles davon abhängig, mit welchem Mitarbeiter man zu tun hat.


Der Passierschein A38 wäre vielleicht einfacher zu bekommen gewesen... Wer weiß?!

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