Freitag, 17. Oktober 2014

Indian Summer (15) - Von gerichteten Hexen und neurotischen Anwälten

Die Wolken hängen tief über Salem. Es ist ein grauer, verregneter Tag. Ein perfekter Tag um ein paar unschuldige Menschen der Hexerei anzuklagen. Mehr durch Zufall sind wir bei der Lektüre unseres Reiseführers darauf gekommen, dass jenes berühmt berüchtigte Salem (B) nur wenige Meilen vor den Toren Bostons (C) liegt. Und weil wir in Glen (A) ziemlich früh losgekommen sind und sonst viel zu früh im Hotel gewesen wären, haben wir kurzerhand beschlossen dort Halt zu machen.


Wir hatten uns einiges versprochen von dieser Kleinstadt, die Ende des 17. Jahrhunderts traurige Berühmheit erlangt hat. Lange Zeit sollen die Stadtväter versucht haben, den Hexenjagd-Ruf loszuwerden. Irgendwann gaben sie auf und fügten sich ihrem Schicksal, machten gute Miene zu bösem Spiel und beschlossen letztendlich die Hexen-Vergangenheit kommerziell auszuschlachten. An jeder Ecke gibt es entweder einen Shop mit Hexen-Souvenirs und billigem Schrammel, ein Hexen-Museum oder irgendeine andere "Tourist-Attraction" - meistens alles auf einmal. Es lag auf dem Weg und war nett. Mehr aber auch nicht. Auf jeden Fall habe ich Lust bekommt, endlich mal Arthur Miller zu lesen.


Aus praktischen Gründen haben wir dann gleich unseren Mietwagen am Flughafen wieder abgegeben und sind mit der Bahn nach Boston reingefahren. Das Auto werden wir hier wegen unserer absolut zentralen Lage und horrenden Parkhauspreisen nicht mehr brauchen.


Wir haben heute nicht mehr viel gemacht, waren noch bei Macy's shoppen und anschließend in der Cheesecake Factory essen ("*knock, knock, knock* Penny"). Zwei Ziele musste ich heute aber unbedingt noch ansteuern. Es ist ungefähr 15 Jahre her, da gab es ein wöchentliches Ritual: Dienstag Abend, 22:00, VOX, "Ally McBeal" bei Freunden gucken. Wöchentlich wurde auf dem Schulhof besprochen "Ally bei mir?" Wer es nicht kennt, "Ally McBeal" war eine Serie über eine Gruppe von Anwälten, die alle irgendwie eine sympathische Macke hatten und Woche für Woche die kuriosesten Fälle vor Gericht brachten. Und eigentlich auch fast immer gewannen, dank Ally, ihrer Jugendliebe Billy, dessen Frau Georgia, den beiden Seniorpartnern John Cage und Richard Fish und natürlich der neugierigen Sekretärin Elaine. Fishismen, Neurosen und Hymnen haben uns Woche für Woche begleitet. Und obwohl die Serie in Boston spielte, gibt es wie so oft, kaum reale Außendrehorte. Wir haben beide besucht. In der Beacon Street 14 befindet sich das Gebäude, in dem Cage und Fish angeblich ihre Kanzlei haben. Leider konnten wir dort nicht hinein, obwohl es wohl einen Hinweis auf Ally auf dem Raumwegweiser geben soll. Der andere Außendrehort ist das John Adams Court House, das sowohl in der Serie als auch im wahren Leben ein Gerichtsgebäude ist.

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